Der eine klaut die Ideen des anderen, der nächste schleimt beim Chef und dann gibt es wieder Kollegen, die sich für Punkt 17 Uhr den Wecker stellen – Arbeitsende. Fast in jedem Team gäbe es mindestens einen „komischen“ Kollegen oder Chef, sagen die beiden Hamburger Berater und Autoren Svenja Hofert und Thorsten Visbal. Kann ich gut verstehen. Nach einem zweijährigen Ausflug ins Angestelltendasein verließ ich Ende 1994 ein Medienunternehmen, weil manche Kollegen und der Chef nervten. Ich wollte wieder selbständig sein und war seinerzeit unabhängig von Familie und Kindern. Doch was tun, wenn ein Kollege oder eine Kollegin den Abteilungsfrieden oder das vernetzte Projektteam stört – und die persönliche Zufriedenheit am Arbeitsplatz gefährdet, aber die Zusammenarbeit unvermeidbar ist? Und wie denken die Deutschen über Teamarbeit?
Svenja Hofert und Thorsten Visbal, Autoren des Buches „Ich hasse Teams. Wie Sie die Woche mit Kollegen überleben“, fanden bei einer Befragung von 100 Personen heraus, dass Teamarbeit in Deutschland unbeliebt ist. Nach ihrer Ansicht liegen die Gründe darin, dass der Erfolg des Zusammenarbeitens durch Egoismus, Machtbedürfnisse sowie eine zu geringe Übernahme von Verantwortung durch einzelne Teammitglieder gestört ist. Rund die Hälfte der von Hofert und Visbal befragten Personen arbeitet alleine effizienter als im Team. Selbstständige und Führungskräfte entpuppten sich als weniger Teamaffin. Die Personengruppe der normalen Angestellten ohne Führungsverantwortung arbeitet jedoch gern mit Kollegen, stört sich aber nichtsdestotrotz an den Nebenwirkungen.
Kleiner Teamknigge
Nebenwirkungen von Teamarbeit
36% aller Befragten nervt ineffizientes Arbeiten. Als negative Teamerlebnisse wurden ineffiziente Umsetzung (23%) und schlechte Kommunikation genannt (16%). Unproduktive Meetings sind mit 7% ein weiteres Team-Hemmnis. „Das Ergebnis zeigt, dass Teamarbeit in der Praxis meist nicht funktioniert“, sagt Svenja Hofert. „Schuld daran hat auch die in Deutschland vorherrschende Überzeugung, dass Teamarbeiter zwar in den Stelleninseraten gesucht würden, in Wahrheit aber Einzelkämpfer Karriere machten.“ Dies sei in Deutschland ausgeprägter als in anderen Ländern. Die Ursache dafür liegt laut Hofert darin, dass immer noch vor allem die Leistung des Einzelnen bewertet würde, nicht die des Teams. „Hier muss vor allem eine Veränderung in den Köpfen stattfinden“, so Thorsten Visbal. „Ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Teamzufriedenheit liegt daran, dass Kollegen die Kompetenzen der anderen Teammitglieder erkennen und schätzen lernen.“ Als Geheimrezept Nr. 1 für die erfolgreiche Zusammenarbeit im Team ermittelten die Berater dann auch die Wertschätzung gegenüber Teammitgliedern. Ein respektvoller und vertrauensvoller Umgang auf Augenhöhe, gekennzeichnet durch Ehrlichkeit und Anerkennung wird vielfach gewünscht, aber selten in der Praxis eingelöst. Egoistisches Verhalten, Machtstreben und die Faulheit Einzelner sorgt stattdessen dafür, dass die Teamarbeit an sich in Frage gestellt wird. Die Studie können Interessierte im Internet herunterladen. Außerdem findet sich auf ihrer Website ein Test, der den individuellen „Teamhasser-Wert“ bestimmt.
Über die Autoren:
Svenja Hofert hat mehr als 25 erfolgreiche Bücher geschrieben und arbeitet seit vielen Jahren in Hamburg als Karriere- und Unternehmensberaterin.
Thorsten Visbal ist Unternehmensberater und Organisationsentwicklung mit Schwerpunkt Team. Zusammen sind sie Autoren des Buchs „Ich hasse Teams. Wie Sie die Woche mit Kollegen überleben“, das im Eichborn-Verlag erschienen ist (ISBN 3821857218). Ein Buch, so die Autoren, für alle, die gerne allein arbeiten und trotzdem in Teams gesteckt werden. Geschichten über typische Teamsituationen, Lösungen von Teamproblemen und handfeste Tipps für bessere Zusammenarbeit ohne erhobenen Zeigefinger.