Heute ist der 8. März – und internationaler Frauentag.
Ein guter und vor allem zeitloser Anlass, um Unternehmerinnen und Freiberuflerinnen einmal zu befragen, ob sie im Geschäftsalltag überhaupt noch Nachteile gegenüber Männern erleben. Oder wie sie den Weltfrauentag verbringen. Und warum sie sich selbständig gemacht haben, ob sie vielleicht ihre Entscheidung bereuen. Wie sie ihre Selbständigkeit mit Familie, Partner und Freunden miteinander in Einklang bringen.
Für mich persönlich hat der 8. März keine große Bedeutung – ich freue mich natürlich über Blumen ;-), aber die bekomme ich auch an anderen Tagen. Allerdings rufe ich meine Mutter an und gratuliere.
Ich wollte immer selbstständig und so frei wie möglich in meinen Entscheidungen sein. Ich habe von Beginn an keine andere als eine selbstständige Tätigkeit in Betracht gezogen. Ich schätze die permanente Veränderung und Flexibilität, die damit verbunden sind und die ständig neuen Projekte. Spannend ist genauso die damit verbundene Zusammenarbeit mit verschiedensten Menschen. Lange bin ich bereits selbständig! Und ich hoffe, dass es mir eine mindestens genauso lange Zeit weiterhin Spaß macht. Bereut habe ich diese Entscheidung niemals.
Cathrin Günzel, Journalistin und PR-Expertin
www.brainville.eu
Ich feiere den Weltfrauentag nicht, für mich ist das ein Tag wie jeder andere. Wahrscheinlich sehe ich mich noch mehr als Mädchen :). Für mich wirkt so ein Tag antiquiert. Es stört mich eher das darauf so gepocht wird. Wir sind jeden Tag Frauen und das muss ich nicht betonen, oder muss für mich betont werden. Ich bin seit 2009 selbstständig. Selbstständig bin ich um selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können. Ich möchte selbst Qualtitätsstandards definieren können, mein gegenüber kennen lernen, sehen können und mit ihm reden können. Spannend ist natürlich auch die eigene Entwicklung beobachten zu können und natürlich die täglichen Überraschungen – wenn Frau eilig und spontan auf Fragen antworten soll, obwohl doch eigentlich die Projektarbeit drängelt. Ich möchte keine alltägliche Gleichheit, auch wenn Selbstständigkeit mehr Struktur und Selbstdisziplin bedeutet, als man am Anfang vielleicht erwartet. Ich bereue die Entscheidung nicht, würde den Schritt immer wieder wagen. Diskriminierung erlebe ich nicht. Ich sehe mich auch eher als neutrale Person im Geschäft die Fachwissen als Dienstleistung anbietet. Ist aber eine spannende Frage.
Melanie Mergell, Grafikdesignerin
www.stiftundpixel.de
Ich feiere den internationalen Frauentag nicht und er hat auch keine Bedeutung für mich, da ich in einer Generation aufgewachsen bin, wo ich nicht mehr um meine Rechte kämpfen musste, sondern die Emanzipation schon Ihren Einzug gehalten hatte. Selbständig bin ich, weil es mich unabhängig macht – und zwar in jeglicher Form. Seit 2007 bin ich Geschäftsführerin und Mitinhaberin. Diskriminierungen erlebe ich als Frau nicht, egal wie schwierig das auch manchmal ist. Meine Familie und Freunde richten sich nach mir und von daher habe ich kein Problem damit, alles in Einklang zu bringen.
Birgit Lochthowe, Geschäftsführerin und Mitinhaberin des Handwerkbetriebs Lochthowe GmbH
www.lochthowe.com
Ich feiere den Weltfrauentag nicht. Für mich hat er keine wirkliche Bedeutung, jedoch bemerke ich aus meiner Geschäftsfeld heraus, dass an diesem Tag vermehrt themenspezifisch rund um Frauen berichtet wird. Das begründet sich vor allem in der tollen und, wie ich finde einzigartigen Idee, die zur Gründung meines Unternehmens familienfreund KG geführt hat. Familie ist dort, wo mindestens zwei füreinander Verantwortung übernehmen und was gibt es schöneres als jeden Tag für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie einzutreten, Lösungen zu bauen und MenschInnen „glücklich“ zu machen. Das schafft mir selbst den Freiraum für alle anstehenden Entscheidungen, gibt mir Energie und ist ein roter Faden an dem ich mich gern „langhangele“. Selbstständig bin ich seit Mai 2006. Ich habe damals diese Entscheidung bewusst herbeigeführt und darauf hingearbeitet. Ich stehe dazu und brenne für die Idee, die hinter Familienfreund steckt und für Familienfreund. Ich arbeite so viel wie ich möchte und lebe, so gut wie ich kann und genieße jede Minute. Für Diskriminierung und Benachteiligung ist im Business kein Platz, weil der Inhalt und das gemeinsame Geschäft im Vordergrund steht.
Jana Schlegel, Geschäftsführerin und Mitinhaberin der Familienfreund KG
www.familienfreund.de
Ich feiere den Weltfrauentag nicht. Ich nehme die Pressemeldungen zur Kenntnis, aber ansonsten geht das – bis auf dieses Interview – eher an mir vorbei. Ich bin seit Sommer 2002 selbständig, weil ich gern mein eigener Chef bin. Als Angestellte habe ich mich nicht entfalten können. Ich bereue meine Selbständigkeit auf keinen Fall. Ich bin eher der burschikose Typ und sehr direkt. Da kommt man mit den üblichen Frauenklischees nicht weit. Zu Anfang habe ich die Erfahrung gemacht, dass man mich – gerade in so einer Männerdomäne wie der Social-Media-Fachwelt – nicht so ernst genommen hat. Das hat sich dann aber bald geändert. Inzwischen habe ich mit allen Kollegen – egal ob Mann oder Frau – ein gutes Verhältnis.
Annette Schwindt, Beraterin für Kommunikation und Social Media Optimierung, Buchautorin
www.schwindt-pr.com
Ich feiere ihn ebenso wenig wie die meisten der selbständigen Frauen. Wer feiert sich schon selbst außerhalb des Geburtstages und mal abgesehen von den Männern am Vatertag? Ich bin damit im Osten aufgewachsen und damit hat sich das Datum schon eingebrannt. Allerdings hat er bei vielen somit schon an Bedeutung verloren, der Zwang, das Müssen – wie Blumen für die Lehrerin, Basteln für die Frauen in der Patenbrigade und so weiter – gibt einen schalen Beigeschmack, das will ja keiner mehr. Trotzdem ist der Tag legitim. Überall auf der Welt werden Frauen benachteiligt, auch hier. Vielleicht ist man(n) an diesem Tag aufmerksamer und schenkt den Frauen mehr Gehör. Warum bin ich selbständig? Ich kam Anfang der Neunziger nach der Wende eher aus der Not dazu, heute möchte ich es nicht mehr missen, trotz vieler Schwierigkeiten. Seit 1993 bin ich selbständig, mein Buchantiquariat kam 2006 hinzu. Bereut habe ich diese Entscheidung manchmal, aber meistens eher nicht.
Als Buchhändlerin/Antiquarin erlebe ich keine Diskriminierung. Hier kommt es sicher auf den Beruf und die Tätigkeit an. Als ich mit meiner Selbständigkeit begann, es war Promotion und ich bewarb im Baumarkt neue Werkzeuge, nahm mich keiner für voll. Da geht man abends deprimiert heim. Mit Duschbad oder Schokolade sah das ganz anders aus. Oft muss man sein – meist männliches – Gegenüber einmal mehr von Fachkompetenz überzeugen, die sicher bei Männern öfter voraus gesetzt wird.
Melanie Kemter, Buchhändlerin
www.antiquariat-sued.de
Den Weltfrauentag finde ich ganz nett, da aber immer irgendein Welttag ist, messe ich ihm nicht so viel Bedeutung bei. Wichtiger ist, dass konsequent der Diskriminierung von Frauen, dort wo sie stattfindet, entgegen getreten wird.
Die Selbstständigkeit war immer mein berufliches Lebensziel. Tatsächlich war ich noch nicht einen Tag in meinem Leben angestellt. Ich liebe es , autonome Entscheidungen treffen zu können, die nicht an einem/r ChefIn oder irgendwelchen Teams und Gremien scheitern. Entscheidungsprozesse im Angestelltenverhältnis sind oft zäh. Außerdem kann ich mir frei nehmen, wie es mir gefällt und verdiene entsprechend meines Einsatzes – ein Festgehalt finde ich wenig anreizend. Bereut habe ich diese Entscheidung nie.
Nachteile und Diskriminierung konnte ich noch nie entdecken. Im Gegenteil: Die SElbstständigkeit und der Erfolg bringen mir Anerkennug. Die Selbstständigkeit lässt sich besser mit Familie und Freunden als ein Angestelltenverhältnis in Einklang bringen, weil ich frei und flexibel über meine Zeit verfügen kann.
Stefanie Stahl, Psychotherapeutin, Buchautorin und Gerichtsgutachterin
www.sobinicheben.de
Ich feiere den Weltfrauentag begrenzt – meine Feier beschränkt sich auf Gratulationen. Ich bin noch auf der Suche nach meiner Form, um diesen Tag zu feiern. Er bedeutet mir auf jeden Fall etwas. Seit März 2009 bin ich als freiberufliche Fotografin selbstständig. Durch meinen Abschluss als Diplom Bildende Künstlerin und Fotografin habe ich sehr wenig Wege gesehen, um eine interessante Festanstellung zu finden. Die selbstständige Arbeit bietet mir die Möglichkeit, in einem interessanten und vielseitigen Arbeitsfeld tätig zu werden, das ich mir selbst im Rahmen der gesellschaftlichen Möglichkeiten und Interessen – nach Angebot und Nachfrage – kreiere. Ich kenne geschlechstbedingte Nach- und Vorurteile, kann jetzt aber keine konkreten Beispiele aufzählen. Da ich selbst noch keine Kinder habe, ermöglichen mir die flexiblen Arbeitszeiten gut meine freundschaftlichen Kontakte zu pflegen. Für die Gründung einer Familie brauche ich einen zuverlässigen Partner an meiner Seite.
Anne Stolmár, Fotografin
tageslichtfotografin.de
Ich feiere den Weltfrauentag nicht mehr, aber er weckt Erinnerungen an alte DDR-Zeiten, als er noch zelebriert wurde. Jetzt ist er ein ganz normaler Arbeitsalltag für mich.
Es gab keine konkreten Beweggründe, warum ich mich selbständig gemacht, es hat sich einfach so ergeben, nach der Wende war es für mich erstrebenswert. Meinen Friseurmeister hatte ich bereist zu Ostzeiten gemacht. Ich bereue meine Entscheidung für die Selbständigkeit nicht grundsätzlich, manchmal schon. Sie wissen ja selber, wie das ist. Als Frau und Mutter hatte man auch eher Nachteile, Männer können sich eher auf ihr Geschäft konzentrieren, weil sie keine Kinder versorgen müssen. Aber das spielt mit drei erwachsenen Kindern heute keine Rolle mehr für mich. Aber ohne meine Kinder, die ich in keinem Fall missen möchte, wäre es sicherlich einfacher gewesen.
Ines Robel, Friseurmeisterin, Inhaberin Salon Esthetik
www.salon-esthetik.de
Feiern werde ich den Weltfrauentag sicher nicht, aber da er so günstig am Frühlingsbeginn liegt, ist der Anlass schön, um sich selbst einen Blumenstrauß zu gönnen oder mit Freundinnen beim ersten Kaffeeplausch in der Sonne zu sitzen. Selbständig bin ich, weil dies meiner Art und Weise, zu arbeiten und Projekte umzusetzen, am meisten entspricht. Ich bereue diesen Schritt nicht, und würde mich ganz intuitiv immer wieder dafür entscheiden. Diskriminierung, weil ich eine Frau bin, erlebe ich nicht. Da gibt es aber sicherlich auch Branchenunterschiede. Gerade alles in Einklang zu bringen geht sehr gut, da man sich flexibel auf die Wünsche der Familie oder des Freundeskreises einstellen kann. Nicht immer, aber Zeit zu finden, ist eindeutig entspannter als mit einem 9-to-5-Job.
Ute Elisabeth Gabelmann, Kundenservice-Trainerin, Firma ‚Lipstick & Laptop‘
www.lipsticklaptop.de
Ist nicht jeden Tag Welt-irgendwas-Tag? Ich habe den Weltfrauentag noch nie gefeiert. Ich komme aus Österreich, da war dieser Tag nicht so präsent wie hier im ehemaligen Osten. Bei uns hat man den „Muttertag“ groß gefeiert. Natürlich es wichtig, dass man sich um Gleichberechtigung bemüht – in unserem Land zu unserer Zeit sieht es ja schon ganz gut aus damit. Ob und wie viel der „Weltfrauentag“ zum Thema Gleichberechtigung beiträgt kann ich nicht sagen.
Ich bin selbständig, weil es schon immer mein Traum war, meine eigenen Ideen zu verwirklichen, meine Entscheidungen zu treffen und eigenverantwortlich zu arbeiten. Das geht als Selbstständige besser als im Angestelltenverhältnis. Ich brenne für meine Projekte, Chefs sind da manchmal überfordert, denen bin ich zu engagiert, eigeninitiativ und zu schnell. Ich komme aus einer Unternehmerfamilie und hätte mich auf Dauer nicht wohl gefühlt als Angestellte. Ich habe mich 2005 als freiberufliche Marketingberaterin mit Schwerpunkt Kulturmarketing selbstständig gemacht. Mit den Jahren hat sich mein Schwerpunkt Richtung Social Media verschoben und inzwischen habe ich mich mit KollegInnen zusammengeschlossen, um gemeinsam ein größeres Leistungsspektrum anbieten zu können. 2011 ist als 2. Standbein -und als meine „Spielwiese“ – mein Startup Spieltz dazu gekommen, wir sind Marktplatz und Plattform für individuelle Brettspiele. Hier bin ich Mitgründerin und Geschäftsführerin.
Ich habe diese Entscheidung noch nie bereut und habe nicht vor, in der Zukunft wieder mal in ein Angestelltenverhältnis zu wechseln. Sollte mal ein Vorhaben – wie Unternehmen, Projekt – nicht klappen, suche ich mir was Neues – in Selbstständigkeit.
Diskriminierung erlebe ich eigentlich nicht. Ich mache mir nur selber manchmal mehr Stress als nötig, weil ich das Gefühl habe, als Frau – und auch noch mit Kindern – muss man noch mehr als ein Mann beweisen, dass man was drauf hat. Mit der Familie funktioniert das viel besser als wenn ich angestellt wäre. Ich arbeite meistens von zu Hause aus und kann mir meine Zeit frei einteilen. Wenn meine Kinder früher aus der Schule kommen, krank sind oder mitten am Tag irgendwo hin chauffiert werden müssen, ist das kein Problem. Dass ich dann am Abend oft bis Mitternacht vorm Rechner sitze macht nichts, da schlafen sie ja. Und mein Mann ist auch selbstständig
Freunde? Hab ich seitdem nicht mehr. Nein, nein – natürlich treffe ich mich auch mit Freunden, wobei ich sagen muss, dass ich in meinem Angestelltenleben mehr mit Freunden unternommen habe, weil ja Feierabend immer wirklich Feierabend war. In der Selbstständigkeit ist die Gefahr da, dass man kein „Ende“ für die Arbeit findet und dann oft ohne Feierabend – und daher auch: ohne Freunde treffen – ins Bett geht. Da muss ich mich manchmal an der Nase nehmen und bewusst Termine mit Freunden ausmachen.
Karin Janner, Kulturmanagerin, Schwerpunkt Marketing und Social Media
www.kultur-projekte.net, www.spieltz.de