Paul ist 22, hochintelligent – und hat viel Zeit. Er ist Student. Neben Spiegel-Online tummelt er sich am liebsten in Firmenblogs und kommentiert nachts, die nach seiner Ansicht „unsinnigen“ Artikel. Mit seinen langen, scheinbar logischen Erklärungen. Und er macht Anmerkungen zu den scheinbaren Fehlern im Original. Immer, wenn es dunkel wird, ist Paul unterwegs – als Internet-Troll.
Peter, 48, Dachdecker, gab sich Mühe mit seinem Dachdeckerblog, schrieb oft spät nach der Arbeit noch seiner Erlebnisse auf, während seine Gattin in dem kleinen Landhaus schlief.
Aber, ach Gott, was war denn das? Peter juchzte vor Freude: ein nächtlicher Kommentar in seinem kleinen Firmenblog. Zwar sehr viel Text, aber okay, immerhin ein Feedback fürs Ego … also: „Klick! Freigegeben!“
Peter ahnte nicht, was er damit getan hatte. Er hatte dem Internet-Troll Paul die Türe geöffnet. Einem bösartigem. frustrierten Genie, auf der Suche nach einem kleinen, aber gemeinen Kampf zu später Stund, oft der Genervte kein Schlaf mehr fand.
Was machen Internet-Trolle?
Sie stehlen vor allem Zeit, verwickeln einen Leser, Autor oder Blogbetreiber in eine – scheinbar – sinnvolle Diskussion. Sie kommentieren Blogbeiträge, schreiben in Online-Foren, aber auch bei Facebook oder in Chats finden sich ähnliche Zeitgenossen, die zu viel Zeit haben.
Wer sind diese Trolle?
Meist stoßen sie zufällig auf eine Website, oder sie wurden durch Shitstorms darauf aufmerksam, vielleicht sind es aber auch Mitarbeiter, Mitbewerber oder gar unzufriedene Kunden, die im Schutze der Internet-Anonymität herum trollen. Trolle sind meist überdurchschnittlich intelligent und sehr sprachgewandt.
Peter verzweifelte indes. Paul hatte seinen Fachartikel über „Schieferdächer im Allgäu bei erhöhter Schneelast“ ausgiebig kommentiert und verrissen. Es schneie ja nur sehr wenig im Allgäu und überhaupt seien Schieferdächer zu teuer. Ausgerechnet Peters Meisterarbeit. Er schnaubte vor Wut und hinterließ einen entsprechenden Kommentar – auf den dritten Kommentar des Trolls. Der gemeine Troll rieb sich die Hände: „Reingefallen!“
Tipps zum Umgang mit Trollen
Den Troll erkennen – Antworten lassen Einen Troll erkennt man nicht sofort. Grundsätzlich Kommentare erst einmal freigeben, insofern rechtlich in Ordnung. Spätestens bei der zweiten oder dritten Antwort merken Sie, ob der Nutzer an einer echten Fachdiskussion interessiert ist – oder nur Ihre Zeit stehlen und Sie nerven möchte. Aber stellen Sie niemals, niemals die Frage: „Bist Du ein Internet-Troll?“
„Den Troll nicht füttern“ Eine alte Weisheit im Internet besagt: „Do not feed the troll“. Desto mehr Argumente Sie ihm geben, desto mehr läuft der Troll zu Höchstleistungen auf. Manchmal reicht ein „Danke, Sie haben recht“ schon aus, um die sinnlose Diskussion zu beenden. Oder ein: „Da bin ich ganz bei Ihnen!“ Und selbst wenn Sie glauben, im Recht zu sein: der Troll gewinnt immer, wenn Sie sich auf ihn einlassen. Freundlich, aber entschieden abweisen. Wie ein Türsteher eines Nobel-Clubs.
Gelassen bleiben Trolle möchten nicht nur Ihre Zeit stehlen, sie wollen nerven – und Sie zur Weißglut bringen. So gesehen bieten Trolle ein hervorragendes Training für Gelassenheit und zur Persönlichkeitsentwicklung an. Selbst wenn ein Konflikt daraus entsteht, denn Sie nicht lösen können – andere Menschen verändert man eben nicht. Wenn Trolle Sie zu sehr nerven, mal privat einen Psychotherapeuten konsultieren (etwa 60 bis 80 € je Stunde), Yoga machen – und das Internet vorübergehend abschalten.
Spam, Zensuraufschrei, Intrigen, Shitstorms Wehe, Sie antworten dem Troll nicht mindestens einmal! Oder, noch schlimmer, Sie geben einen seiner Ergüsse nicht frei für die Öffentlichkeit. Ein Aufschrei wäre die Folge. Zensur? Lassen Sie die Trolle ruhig kommentieren und trollen. Hauptsache, Sie füttern den Troll nicht, bis auf ein Zuckerstückchen.
Das Thema wechseln Wenn Sie Freude an Trollen haben, weil in Ihnen vielleicht selber ein kleiner Troll steckt, spielen Sie mit dem Troll, der gerade Ihr Blog befällt. Wechseln Sie einfach öfters das Thema in einer Diskussion. Kitzeln Sie den Troll. Vielleicht zieht er sich ja irgendwann von alleine wieder zurück.
Keine Angst vor Trollen! Reißen Sie sich zusammen, keine Panik! Rein statistisch erwischt es jeden Blogger nur einmal im Leben. Wenn Sie Angst vor Trollen haben, schalten Sie doch einfach Ihr Internet ab. Oder bedenken Sie: Do not feed the troll! Der Troll lebt auch von Ängsten, Eitelkeiten oder Neid. Treten Sie ihm oder ihr entschieden gegenüber auf. Besiegen Sie einen Troll, wird Ihre Kraft zu zwei Bloggern wachsen.
Den Troll zum Haustier machen Die „hohe Kunst“ der Online-Kommunikation besteht darin, einen echten Troll zu zähmen. Er sorgt für viel Traffic auf Ihrer Website, sorgt für provokante Diskussionen und jede Menge Online-Gesprächsstoff. Achten, Sie ähnlich bei der Hundeerziehung immer darauf: „Do not feed the troll“! Geben Sie dem Troll immer nur dann ein Zuckerstückchen, wenn er – in Ihrem Sinne – „brav“ war. Und: Lassen Sie ab und zu den Troll in sich raus 🙂
Fazit:
Kann man dazu überhaupt Tipps geben – ohne mit Trollen rechnen zu müssen 🙂 ? Der Internet-Troll ist ein nettes Fabelwesen – aber Trolle kennen wir schon sehr lange. Das Wesen Mensch, das beispielsweise in einen Laden geht, um den Verkäufer ein wenig zu nerven – aber niemals etwas kaufen würde. Den Menschen, der eine Hotline anruft, weil das Produkt nicht funktioniert, aber nicht auf eine Lösung aus ist. „Do not feed the troll …“