Ist Ihnen in Ihrer Stadt mal eine Gruppe von Fahrrädern aufgefallen, die auf einem Marktplatz oder vor dem Hauptbahnhof stehen, und die man einfach sofort per Internet oder Telefon mieten kann? Der inzwischen internationale tätige Fahrradverleih Nextbike ist nun mehr als 10 Jahre im Geschäft und bietet in mehr als 30 deutschen Städten Fahrräder zur Sofortmiete an. Maximal 9 Euro zahlt ein Kunde für 24 Stunden Ausleihe. Ich sprach mit Gründer Ralf Kalupner, der seinen Firmensitz in Leipzig hat, über seine Motivation, Startschwierigkeiten und Visionen.

Nextbike existiert nun bald 10 Jahre. Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, Fahrräder per Telefon oder Internet bundesweit zu verleihen?

Ralf Kalupner: Ich bin passionierter Radfahrer, dachte, ich mache einen kleinen Radverleih für Touristen auf, sitze unterm Sonnenschirm, lese Bücher, habe zeit zum philosophieren und verdiene nebenbei ein bisschen Geld zum Leben. Aber am Ende war es einfach so, dass es einfach zu kompliziert ist, sein eigenes Rad immer dabei zu haben. Ich wollte in fremden Städten aber auch einfach aufs Rad steigen, statt mich in eine volle U-Bahn zu quetschen oder im Stau zu stehen. Also brauchte es einen Fahrradverleih mit System – Nextbike war geboren.

Wenn Sie sich an die Zeit Ihrer Existenzgründung zurück erinnern …. was waren die größten Hürden, die Sie nehmen mussten, was die größten unerwarteten Schwierigkeiten während der Gründerphase?

Ralf Kalupner: Wir haben zum Beispiel mal bei einem Zulieferer Räder bestellt und bezahlt, aber nie erhalten. Wir stemmen mittlerweile riesige Projekte wie Warschau oder im nächsten Jahr Budapest. So etwas muss alles mehr oder weniger vorfinanziert werden. Das sind die täglichen Herausforderungen des Geschäftslebens. Immer noch …

Gab es in dieser Zeit Momente, in denen Sie ans Aufhören dachten?

Ralf Kalupner: Nein.

Wie wurde das Wachstum von Nextbike finanziert?

Ralf Kalupner: Durch die Einnahmen aus Verleih und Werbung auf den Rädern, natürlich auch durch Kreditgeber.

Was war Ihre größte Motivation – seinerzeit als Existenzgründer, was ist sie heute als gestandener Unternehmer?

Ralf Kalupner: Das Fahrrad als reguläres öffentliches Verkehrsmittel zu etablieren, in den Köpfen potenzieller Nutzer, aber auch in denen der Entscheider in Verwaltungen und Verkehrsunternehmen usw. Heute: die Entscheider zu überzeugen, dass wir das beste System liefern: alles aus einer Hand, von der Software bis zur Hardware. Alles mit wenig öffentlichen Geldern, sondern primär privatwirtschaftlich mit Werbung finanzieren. Wir bieten ein Fahrradverleihsystem zu einhundert Prozent und nicht so nebenbei wie andere Anbieter.

Welche Tipps würden Sie Existengründern vor ihrer Gründung gerne mit auf den Weg geben?

Ralf Kalupner: Durchhaltevermögen und sich den Glauben an die eigene Idee nicht nehmen lassen.

What comes next … nach Nextbike?

Ralf Kalupner: Ideen habe ich immer, aber Nextbike nimmt mich immer noch vollständig ein.

Würden Sie Ihr Unternehmen verkaufen?

Ralf Kalupner: Angebote gibt’s immer wieder, aber Nextbike ist nun mal meine Leidenschaft.

Danke für das Gespräch.

 

 

Über unseren Interviewpartner:

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Ralf Kalupner, geboren 1974 in Erlangen, Diplom Wirtschaftsingenieur, „quasi“ verheiratet, zwei Kinder.