Am Montagabend berichtete das ZDF-Wirtschaftsmagazin WISO über „künstliche DNA“ zum Schutz vor Einbrüchen und Diebstahl. Also habe ich mich gleich mal auf die Suche nach Produkten, Preisen und Einsatzgebieten für Selbstständige gemacht. In Deutschland wird nämlich laut WELT Online alle 4 Minuten eingebrochen.
Künstliche DNA zur Kennzeichnung von Eigentum
Jeder Mensch ist durch seine DNA einzigartig – und so eindeutig identifizierbar. Warum sollte man also nicht auch Produkte wie beispielsweise Notebook, Smartphone oder Werkzeug eindeutig kennzeichnen und ihrem Besitzer zuordnen? Macht die Polizei nach einem Einbruch den Täter dingfest, kann das Diebesgut dem rechtmäßigen Besitzer wieder zurück gegeben werden.
Eine Seriennummer auf Produkten alleine reicht nicht aus: Sie ist leicht auffindbar, kann entfernt und gefälscht werden. Jede künstliche DNA-Flüssigkeit ist ein Unikat, wie die Hersteller garantieren. Und sie kann nicht entfernt werden.
Wie funktioniert das System?
Künstliche DNA ist eine Flüssigkeit, die auf innenliegende Gegenstände mit einem Applikator (Wattestäbchen) unsichtbar aufgetragen wird. Der Eigentümer versieht seine Geräte (z.B. PC, Smartphone, Fernseher, Fahrrad und Auto) mit einem Aufkleber mit Warnhinweis, um Diebe abzuschrecken – und trägt seine markierten Gegenstände in eine Online-Datenbank ein, hinterlässt Anschrift und Telefonnummer. Sollten die Geräte, beispielsweise durch einen Einbruch oder unterwegs gestohlen werden, und sie durch die Polizei beim Dieb oder einem Hehler beschlagnahmt werden, können die Beamten sie durch ein Lesegerät dem Besitzer zuordnen und ihn benachrichtigen. Im übrigen arbeitet die Polizei in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Neuseeland, Polen, Tschechien und Dänemark inzwischen mit dem System. Der Feldversuch in Deutschland erfolgte bereits 2009 in Bremen und die Zahl der Einbrüche ging merklich zurück.
Künstliche DNA: Produkte und Preise
Als Produkt ist sie im Markt in mehreren Varianten erhältlich. Einmal für den Innen-, einmal für den Außenbereich – oder auch als „DNA-Dusche“, um Täter zu kennzeichnen und ihn einem Tatort eindeutig zuzuordnen.
Der Hersteller SDNA Forensische Markierungstechnologie GmbH bietet künstliche DNA sowohl für Privatleute zum Schutz gegen Einbruch und Diebstahl, aber auch ein entsprechendes Sortiment für den Business-Bereich und spezielle Branchen an, zum Beispiel zur Markierung von Gerüsten, Landmaschinen, Baumaschinen, Werkzeuge und Kabel, Solaranlagen oder Informationstechnologie im Büro. Inzwischen sichern auch die Deutsche Bahn und die Deutsche Telekom ihre wertvollen Kabel mit künstlicher DNA gegen Diebstahl, denn Buntmetalle sind heiß begehrt und teuer.
Künstliche DNA soll vor allem Diebe abschrecken, weil die Hehlerware deutlich weniger wert ist. „Der Diebstahl wird dadurch nicht geringer, er verlagert sich eher in ungesicherte Regionen“ meint Uwe Krenz, Inhaber der Dresdner Sicherheitsfirma Krenz, der SDNA-Produkte vertreibt. Große Aufkleber, ob an Türen oder Werkstoren, sollen Täter abschrecken.
Das Home-Kit kostet 89 Euro, in geförderten Regionen wie Sachsen und Brandenburg sogar nur 75 Euro. Das Business-Kit beginnt ab 175 Euro und das Agrar-Bau-Kit ab 450 Euro. Mit dem Home-Kit lassen sich bis 50 Geräte kennzeichnen, ausreichend für die meisten Freiberufler und kleinen Selbstständigen, die ihr Homeoffice absichern möchten.
Einmal aufgetragen, beträgt die Haltbarkeit zirka 10 Jahre, bei geringer Sonneneinstrahlung sogar mehr. Der Eintrag in der Datenbank ist für drei Jahre kostenlos, danach wird eine jährliche Gebühr von 7,50 Euro fällig.
Fazit:
Ich habe mir ein Home-Kit bestellt, weil mir das System zur Prävention gefällt und es in meine Sicherheitsstrategie passt. Es wird aber nach meiner Ansicht Einbrecher nicht wirklich abschrecken. Ein gutes Schloss an der Wohnungstür ist ebenso wichtig. Daher habe ich mir vor Jahren bei den deutschen Lockpickern ein – nahezu – unknackbares Schloss bestellt (www.ssdev.org) und selber gelernt, wie einfach man Schlösser öffnen und wieder verschließen kann.
K-DNA ist nach meiner Meinung nur ein einzelner Baustein einer Sicherheitsstrategie. Lassen Sie doch mal einen Kripo-Beamten ins Haus kommen und Ihr Sicherheitskonzept überprüfen. Bei uns in Leipzig geht das problem- und vor allem kostenlos!
Einziges Manko für mich an der SDNA-Lösung: Die Aufkleber. Sie sind im Home-Kit nur in deutscher Sprache verfügbar. Das wird Diebe aus Osteuropa sicherlich nicht abschrecken, weil sie es schlichtweg nicht lesen können. Anregung an den Hersteller: Regional spezifische Sprachpakete anbieten, z.B. in Grenzregionen wie Sachsen und Brandenburg. Was mit Software heute möglich ist, muss auch mit Aufklebern für regionale Produkte funktionieren.
Fotos: Titelbild „Warnhinweis an einem Mast der Telekom“, ATG Sitec GmbH, Lizenz CC 3.0. Alle anderen Fotos: SDNA Forensische Markierungstechnologie GmbH.