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Keksblog: Lecker-Schmecker für kleine und große Krümmelmonster

20. Juli 2013

Linda Grohe und ihre Chefin Anita Freitag-Meyer konnten es kaum fassen. Ihr Keksblog der Hans Freitag Keks- und Waffelfabrik aus Verden wurde überraschend Firmenblog des Jahres und erhielt den deutschen Kommunikationspreis 2012. Erfolgreich setzten sich die beiden Frauen gegen mächtige Konkurrenz durch, unter anderem Metro, CNN und Otto. „Ihr macht es es einfach, ihr lebt das Blog. Viele Unternehmen springen nur auf den Zug Social Media auf. Ihnen fehlt es an Ehrlichkeit und das Authentische bleibt auf der Strecke, die Leidenschaft zum Bloggen“, so die Begründung der Jury.

„Wir haben einfach drauf los geschrieben“

Dabei begann alles eher zufällig. Bei einer IHK-Sitzung hielt der ehemalige Blogger vom Handelsblatt, Thomas Knüwer (Blog ‚Indiskretion Ehrensache‘) einen Vortrag über Firmenblogs. Geschäftsführerin Anita Freitag-Meyer war sofort begeistert, ließ sich vom Blogvirus infizieren und lud Knüwer zu Gesprächen in die Keksfabrik ein. Linda Grohe, eigentlich für den Einkauf zuständig, wurde gefragt, ob sie gerne mitmachen würde. Sie und ihre Chefin richteten dann einen Youtube-Kanal, eine Facebook-Firmenseite sowie das Keksblog ein. „Es kam alles aus dem Bauch heraus und wir haben uns anfangs nicht für Monitoring oder Statistiken interessiert. Wir haben einfach drauf los geschrieben“, erzählt Linda Grohe. Inzwischen werden mehr als 30.000 Blogseiten monatlich abgerufen.

Im Ausland bekannter als in Deutschland

Social Media sollte den Namen Hans Freitag bekannter machen. Die Verdener Keksfabrik blickt heute auf eine 67 Jahre alte Tradition zurück. Vor allem im Ausland sind die mehr als 100 Süßwarenprodukte sehr beliebt, in den USA oder Asien. Doch hier zu lande kennt kaum jemand den Namen – aber viele Menschen die Produkte. Denn Hans Freitag produziert vornehmlich Handelsmarken für große Discounter wie ALDI, beispielsweise Haselnußschnitten, Mozartstäbchen oder lizensierte bekannte Kinderfiguren als Gebäck, ob Tigerenten oder Tabaluga.

Süßes Crowdsourcing

Anita Freitag und ihre Mitarbeiterin sind heute begeisterte Bloggerinnen mit großem Erfolg. Wenn Sie den Bloglesern anbieten, sich als Kekstester für neue Produkte zu bewerben, kommen schon mal 1000 Kommentare und Bewerbungen im Blog zusammen. „Wir erhalten so auch einen direkten Draht zum Endkunden und ein umfassendes Stimmungsbild“, erklärt die 35-Jährige Linda Grohe. Auch wenn es um neue Verpackungen geht, schlägt das fast 350-Mann starke Unternehmen neue Wege ein. Die Kunden werden gefragt, sie schlagen vor und stimmen ab. Während früher im hauseigenen Team mit einer Werbeagentur an der perfekten Verpackung getüftelt wurde, sind es jetzt die Kunden, die, sehr zur Überraschung der Firma sich wieder alte, traditionelle und schlichte Verpackungen wünschen, statt schriller Entwürfe von Werbestrategen.

 

Bloggen erfordert hohe Verantwortung

Linda Grohe und ihre Chefin sind 24 Stunden mit Smartphone online und machen, so geben sie gerne zu, auch viel von zu Hause aus. „Man muss immer präsent und ansprechbar sein. Antworten per E-Mail gibt es meist binnen einer Stunde. Auch bei komplexen Fragen wie zum Beispiel zu Allergieverträglichkeiten – außer natürlich nachts :-)“, berichtet die 43-Jährige Anita Freitag-Meyer. Bei Facebook riefen sie ihre Fans dazu auf, sich für eine Besichtigung der Keksfabrik zu bewerben – und waren überrascht über die zahlreichen Einsendungen. Schließlich gewann eine Familie den Besuch, die von weit her anreisten und begeistert von der Offenheit und Transparenz des Unternehmens war.

Offenheit und Ehrlichkeit in sozialen Medien

Eines Tages erfuhren die beiden Bloggerinnen eher zufällig, dass sie bundesweit bekannt und in aller Munde seien, jetzt sogar für den deutschen Kommunikationspreis vorgeschlagen waren. Doch die Reichweite und Schnelligkeit von Social Media erfordert auch schnelle Reaktion. Verbraucherschützer verbreiteten bei Twitter die Meldung, dass ein Keksprodukt eine Mogelpackung und viel zu wenig Inhalt enthalten sei. Chefin Anita Freitag-Meyer entschied sich zum offenen Umgang mit der Negativschlagzeile und produzierte ein Youtube-Video, in dem sie ehrlich Stellung bezog und ankündigte, die Verpackung zu ändern. Die Kunden scheinen die beiden Keksbloggerinnen zu mögen. Inzwischen registrieren sie bei Facebook mehr als 3500 Fans, die nicht nur die süßen Produkte der norddeutschen Keks- und Waffelfabrik lieben.