„‚Your time is limited, so don’t waste it living someone else’s life‘. Steve Jobs – Wir werden einen großen Mann vermissen!“ Wir werden an ihn denken, wenn wir unsere iPhones oder iPads im Alltag verwenden. Revolutionäre Technologien, die vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar waren.
Apple-Chef und IT-Visionär Steve Jobs verstarb vergangene Woche, am 5. Oktober, an Krebs. Wird Apple nun seine innovative Kraft verlieren, hätte Steve Jobs gerettet werden können, wenn er als überzeugter Buddhist und Kritiker der klassischen Schulmedizin, aufgeschlossener wäre? Können wir solche Visionäre wie Steve Jobs ausbilden und „züchten“? Ich sprach darüber kurz mit dem kritischen Wirtschaftswissenschaftler Professor Ulrich Berger von der Universität Wien.
Sie schreiben in einem sehr kritischem Blogbeitrag bei Scienceblogs, dass Steve möglicherweise hätte gerettet werden können. Wie meinen Sie das?
Berger: Jobs litt an einer seltenen Form von Bauchspeicheldrüsenkrebs, die an sich eine relativ gute Prognose hat. Laut Fortune Magazine hat er die Operation nach der Diagnose 2003 aber um neun Monate hinausgeschoben und zuerst auf eine alternativmedizinische Spezialdiät gesetzt. Wir wissen nicht, ob eine sofortige Operation ihm ein paar Jahre mehr geschenkt oder ihn sogar gerettet hätte, es ist aber nicht vollkommen auszuschließen. Dass er überlebt hätte, ist also höchst spekulativ, aber der Aufschub der chirurgischen Entfernung des Tumors hat seine Prognose sicher nicht verbessert.
Wie wird sich nach Ihrer Ansicht als Wirtschaftswissenschaftler der Tod von Steve Jobs auf Apple, ja, vielleicht sogar auf die ganze IT-Branche auswirken?
Berger: Dramatische Auswirkungen auf die ganze IT-Branche zu prognostizieren halte ich für übertrieben. Apple wird sicher weiterhin ein big player bleiben, aber ob es mittelfristig seine innovative Kraft behalten kann, ist fraglich.
Benötigt die Wissenschaft nicht mehr solche Leute wie Steve Jobs, der bahnbrechende Entwicklungen auf den Weg gebracht hat? Kann man solche Leute dazu ausbilden, sie befähigen?
Berger: Sicher wäre es schön, mehr Leute vom Schlage eines Steve Jobs zu haben. Unternehmergeist, Innovationskraft und Charisma lassen sich aber so gut wie nicht antrainieren, zumindest sind alle derartigen Versuche bisher gescheitert. Was man tun kann und sollte, ist, bürokratische Hemmnisse zu beseitigen, um solchen Leuten zu Beginn ihrer Karriere nicht auch noch Knüppel zwischen die Beine zu werfen.
Mit welchem Computer arbeiten und mit welchem Telefon telefonieren Sie denn persönlich? Apple?
Berger: Ich bin da recht altbacken unterwegs: PC mit Windows und ein älteres Samsung Dumbphone.
Sie sind im Vorstand der „Skeptiker“, einer Gesellschaft für kritisches Denken. Wie ist sie entstanden und welche Rolle spielt dabei das bloggen für Sie?
Berger: Die Skeptikerbewegung ist eine vor etwa drei Jahrzehnten in den USA entstandene Gegenbewegung zur überhandnehmenden Verbreitung von esoterischem und pseudowissenschaftlichem Humbug. Inzwischen ist sie weltweit aktiv. Als Vorstand der Wiener Skeptiker (www.skeptiker.at) blogge ich, um auf Missstände aufmerksam zu machen und für Aufklärung und wissenschaftlich-kritisches Denken auch im Alltag zu werben.
Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler, ist Professor für VWL an der Wirtschaftsuniversität Wien. Er ist Mitglied im Wissenschaftsrat und im Vorstand der GWUP und bloggt bei Scienceblogs über Pseudowissenschaft und verwandte Themen.