Networking ist so alt wie die Menschheit selbst, denn schon immer war es wichtig, neben der Familienbande weitere soziale und wirtschaftliche Netzwerke zu knüpfen. Networking ist wichtig, denn in jeder Lebens- oder Berufsphase können uns gute Kontakte einen kleinen und manchmal auch einen riesigen Schritt weiter bringen. Dass Netzwerke ihre Fallstricke und Löcher haben, und welche Spielregeln man dabei unbedingt beachten sollte, darüber habe ich mit Thorsten Hahn gesprochen, der auch ein Buch darüber geschrieben hat.
Interview mit Thorsten Hahn
Wie kann man als Unternehmer die Qualität seines Netzwerkes messen? In Aufträgen und Umsatz?
Thorsten Hahn: Weder noch. Mit der Frage definieren Sie ja mal wieder ein Netzwerk nur als eine Ansammlung bilateraler Kontakte. Ich und mein Netzwerk. Als Netzwerker verknüpfe ich auch manchmal zwei meiner Kontakte. Muss ich dann deren Umsatz einbeziehen? Ich vermittle der Tochter meines Nachbarn einen Praktikumsplatz. Bewerte ich das Praktikum mit dem entstandenen Gehaltsvorteil … ?
Ich mache mir nicht die Mühe, die Qualität meines Netzwerkes zu messen. Das geht nicht. Zudem verändert sich die Qualität durch Arbeitsplatzwechsel und Karriere meines Netzwerks muss ich da jeden Monat neu messen?
Wie viele Kontakte kann man als Mensch überhaupt noch managen? 100, 500, 5000?
Thorsten Hahn: Wenn es nur um das managen geht und man eine gute Software hat. Wir managen hier 100.000. Aber ein Netzwerk muss man nicht managen.
Was sind nach Ihrer Ansicht die drei größten Irrtümer beim Netzwerken/mit Netzwerken?
Netzwerken ist Akquise. Und nach der Registrierung bei Xing habe ich ein Netzwerk von 10 Mio. Kontakten und nach Facebook sogar Milliarden.
Welche Fähigkeiten benötigt ein Netzwerker nach Ihrer Erfahrung? Kann so etwas jeder machen, sagen wir beispielsweise ein Bäcker oder ein Immobilienmakler?
Thorsten Hahn: Klar. Socialkompetenz und gute Kommunikationsfähigkeiten. und nicht immer gleich – monetär – akquirieren. Fallen Sie nicht gleich mit Ihren Produkten und Dienstleistungen ins Haus. Das Auftaktgespräch beim netzwerken ist auf keinen Fall ein strukturiertes Verkaufsgespräch.
Was hat sich nach Ihrer Ansicht beim Netzwerken durch die elektronischen Medien/Internet in den letzten Jahrzehnten entscheidend verändert?
Thorsten Hahn: Netzwerke werden sichtbarer, der Aufbau des eigenen Netzwerks einfacher. Unser erstes Abitreffen im Jahr 1989 war echt mühsam. 146 Adressen mussten ohne Facebook und Co. recherchiert werden.
Welche Bedeutung hat Ihr Netzwerk für Sie, was bringt es Ihnen persönlich?
Thorsten Hahn: Naja, auf der Grundlage meines Netzwerkes ist eine Firma entstanden, die mittlerweile 19 Mitarbeiter entlohnt. Und wenn man richtig netzwerkt, dann leidet auch die persönliche Reputation nicht darunter.
Thorsten Hahn ist Gründer und Geschäftsführer der BANKINGCLUB GmbH in Köln. Der Profinetzwerker zählt zu den Nutzern mit den meisten Kontakten auf der Geschäftsplattform Xing (ca. 44.000).. Wie kein Zweiter versteht er dieses Netzwerk zu nutzen und auch anderen zugänglich zu machen. Der BANKINGCLUB ist ein offline Club für Mitarbeiter von Banken, Versicherungen und Finanzdienstleistern. Außerdem ist er der Autor des Buches „77 Irrtümer des Netzworkings … erfolgreich vermeiden“.
Der erfahrene Banker und Diplom-Kaufmann ist zudem Herausgeber der BANKINGNEWS, einer Publikation, die im Wechsel als Zeitung (6.500 Empfänger) und als Onlinemagazin (56.000 Empfänger) erscheint, sowie Autor verschiedener Fachbücher und Buchbeiträge.