Meine Freundin meint, zwei Quadratmeter reichen nicht mehr aus. Das Zimmer sollte schon größer werden, wenn er wächst. Er stinkt, braucht Frischluft und viel Pflege, der liebe Hausmüll. Mein kleiner Anteil zu den 381 Millionen Tonnen Müll, die wir Deutschen jährlich produzieren. Ob Papier, Pappe, Plastik, Metall, Elektroschrott, Essensreste oder Joghurtbecher – erst einmal stapelt sich der Müll vorsortiert in meiner Wohnung. Vor allem am Wochenende. Montags landet er dann in der schwarzen, gelben, blauen oder in der braunen Tonne. Doch was kommt wo hinein? Ohne meinen Internet-Müllberater, den die Stadt Leipzig anbietet, wäre ich völlig hilflos. Okay, Essensreste nicht in den Klo. Aber die verbrauchten Rasierklingen oder das alte Pommes-Öl?

Meine Aufmerksamkeit erregt ein neuer, extra großer Müllbehälter der Stadt Leipzig. Er verfügt sogar über eine eigene Internet-Adresse: www.gelbe-tonne-plus.de. Dieses gelbe Müllmonster schluckt das meiste, was sich bei eBay nicht mehr verkaufen lässt: „Immer hinein mit dem ausgedienten Handy, dem alten Bügeleisen, den kaputten Töpfen und Pfannen, dem undichten Putzeimer und dem für immer stummen Quietsche-Entchen: Die Gelbe Tonne plus ist offen für Vieles, aber nicht für Alles.“, wirbt die dicke Tonne im Internet. Ein einmaliges Leipziger Pilotprojekt. Seitdem ich in Leipzig wohne, habe ich eine echte Beziehung zum Müll entwickelt. Mir fehlt nur noch eine weiße Tonne, in die wir die vielen Konzepte zur Müllvermeidung entsorgen können …

 

Erschienen in der Sächsischen Zeitung am Sonntag, 2004.

 

Foto: Thommy Weiss, www.pixelio.de