So manche erfolgreiche Unternehmerin träumt davon, im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen. Linda-Tabea Vehlen ist anders. Ihr Name ist nicht mal echt, weil sie Racheakte für ihren Erfolg fürchtet. Selbst in ihrem Personalausweis ist ihre zweite Identität offiziell registriert. Denn die erfolgreiche Unternehmerin spürt mit einer Suchmaschine untreue Ehemänner und Online-Casonovas auf. Nur für Frauen.
Die Geschäftsidee
Auf ihrem Portal „Wen datet er noch?“ können sich Frauen registrieren, die den Verdacht haben, dass ihr Mann untreu ist, oder dass der Neue nur ein Internet-Casonova ist, der parallel mit vielen Frauen flirtet und sie nur eine unter vielen ist. Auf der Website hinterlässt eine Benutzerin das Profil eines verdächtigen Mannes, das – für andere Frauen nicht sichtbar – gespeichert wird. Hat eine andere Frau ebenfalls ähnliche Merkmale hinterlegt, benachrichtigt der Online-Dienst beide Frauen per E-Mail und bietet ihnen die Möglichkeit, Kontakt untereinander aufzunehmen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Nutzerinnen bezahlen entweder einmalig 14,90 Euro für die Suche nach einem einzelnen Mann oder können einen „Freundinnentarif“ abschließen, 5 Suchen ab 39,90 Euro.
Aus einem Problem ein Geschäft machen
Linda-Tabea Vehlen weiß, wie sich die betrogenen Frauen fühlen. Die 41jährige alleinerziehende Mutter wurde selbst oft belogen, sammelte zahlreiche Erfahrungen in Internet-Singlebörsen. Ihr letzter Freund entpuppte sich später als verheirateter Mann. Das war vor drei Jahren. Vehlen, bereits seit seit einigen Jahren mit einer Event-Agentur erfolgreich in Nordrhein-Westfalen tätig, war so wütend, dass sie daraus eine Unternehmensidee entwickelte. Nächtelang saß sie vor dem PC und brütete fast anderthalb Jahre an einem Businessplan. Denn den wollte die Bank zur Finanzierung ihres Vorhabens gerne sehen. „Ich mag aber keine Zahlen, keine Mathematik und erst recht keine Excel-Sheets“, bekennt die kreative Unternehmerin. Also suchte sie Rat bei potentiellen Investoren. Den Leipziger Kapitalgebern gefiel die Idee so gut, dass sie mit 30.000 Euro in das Projekt einstiegen und mit ihr eine KG gründeten. Damit der Dienst auch in Sachen Datenschutz wasserdicht ist, beauftragte sie einen Bielefelder Rechtsanwalt, der die Idee bei der Datenschutzbehörde prüfen ließ. Stalkerinnen, die ihrem Ex nur eins auswischen möchten, haben keine Chance. Sie müssen sogar mit Schadenersatzansprüchen rechnen.
Die Unternehmerin
Vehlen sammelte bereits frühzeitig unternehmerische Erfahrung, half viele Jahre im väterlichen Handwerksbetrieb. Irgendwann wollte die Kauffrau ihre eigenen Wege gehen, war dann unter anderem Marketing Managerin bei einem Telekommunikationskonzern oder arbeitete in der Immobilien- und Tourismusbranche in Afrika. 2004 gründete sie schließlich ihre eigene Event-Agentur.
Das Untreue-Portal entwickelte sich im Laufe der Zeit zu ihrer Leidenschaft. Parallel zu dem Suchdienst betreibt sie ein Blog, in dem sie täglich, manchmal sogar mehrmals, Beiträge über das „Phänomen Mann“ und sein Verhältnis zur Treue veröffentlicht. Auf einer Facebook-Fanseite haben sich einige hundert Frauen, darunter zahlreiche Singles, versammelt, die „Big Sister Vehlen“ lauschen, wenn sie neue Artikel veröffentlicht oder auf Beiträge zum Thema Untreue in Frauenzeitschriften hinweist. „Männliche Untreue und Unehrlichkeit hat viele Facetten“, meint sie. Inzwischen gilt sie auch in Medienkreisen als Expertin in Sachen Untreue, Fernsehsender und Zeitungen berichteten bereits. Angenehmer Nebeneffekt ihres Portals: manchmal entstehen aus dem gemeinsamen Unglück sogar dicke Frauenfreundschaften. Ob das allerdings etwas an männlichem Treueverhalten ändert, bleibt abzuwarten.