Im Gespräch mit der Burnout-Expertin Sabine Freutsmiedl geht es im heutigen Teil um die frühzeitige Entdeckung eines Burnout bei Mitarbeitern.
Welche Tipps geben Sie Arbeitgebern?
Sabine Freutsmiedl: Zu aller erst die Ent-Tabuisierung des Themas Burnout und des dahinter stehenden Themas „Leistungseinschränkung“. Das ist keine Privatsache der Arbeitnehmer: zum einen kosten Vitalitätsverluste das Unternehmen richtig viel Geld, zum anderen gibt es eine arbeitsgerichtlich einklagbare Fürsorgepflicht des Arbeitgebers – neben der Mitwirkungspflicht des Arbeitnehmers. Und schließlich: der Return on Investment ist beachtlich: Jeder präventiv eingesetzte Euro „erwirtschaftet“ 4 bis 10 € Gewinn. Wo bekommt man noch eine solche Performance?
Unternehmen sind aber kein Ersatz für Krankenhäuser und Kureinrichtungen…
Sabine Freutsmiedl: Um nicht falsch verstanden zu werden: Unternehmen sind zu aller erst Orte der Arbeit und der entgeldlichen Leistungserbringung. Aber es gibt Arbeitsbedingungen, die schlichtweg krank machen. Dazu braucht es eine Sensibilisierung aller Beteiligten. Als Arbeitgeber sollte ich auch Frühwarnsignale erkennen und richtig deuten: Mitarbeiter, die keinen Feierabend mehr kennen und auch kein Wochenende, mögen eine kurze Zeit dem Arbeitgeber durch ihre verstärkte Selbstausbeutung viel Freude bereiten. Jahre später fallen diese Mitarbeiter auf durch Wesens- und Charakterveränderung, durch eine zunehmende Ent-Kollegialisierung, eventuell durch ein – verdecktes – Suchtverhalten, durch zunehmende Demotivation, durch wachsende Fehlerhäufigkeit und einer Zunahme von gesundheitsbedingten Ausfällen. Es ist am Ende weniger als ein Null-Summen-Spiel. Alle haben dabei alles zu verlieren.
Wie sollte sich nach ihrer Ansicht eine kleinere Firma damit beschäftigen?
Sabine Freutsmiedl: Dem vorzubeugen ist keinesfalls eine Frage der Unternehmensgröße und der Ressourcen des Unternehmens. Es ist zu aller erst eine Frage unternehmerischen Wollens. Das notwendige Wissen lässt sich aneignen: in der Minimalvariante kann das ein Vortragsbesuch sein, der Anfang ist gemacht. Wer das ein halbes Jahr lang einmal monatlich für 2 Stunden durch hält, hat ein unaufwendiges Abendstudium „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ absolviert sowie zertifiziert und sollte sein Unternehmen fit machen können. Und zum Nachlesen gibt es im Handel das Buch „Vitale Unternehmen in Balance“ , eine Sammlung praxisrelevanter Informationen, das Thema Burnout eingeschlossen.
Lesen Sie im nächsten und letzten Teil:
Wie kann man einem Burnout vorbeugen?