Auf den Produktfotos der Hersteller erstrahlen sie im hellen Glanz: die Tablet-PC und Smartphones. Die Realität im Benutzeralltag schaut oft anders aus. Übersät mit fettigen Fingerabdrücken und voller Staub verderben die Touchscreens – eine nette Beschreibung für die berührungsempfindlichen Bildschirme – einem den Spaß an der Arbeit. Sie erregen eher Ekelgefühle. Also müssen sie geputzt werden.
Wie auch mein Kollege Nico meint, der im Coworking-Space „Raumstation Leipzig“ neben mir sitzt. Brav putzt er mehrfach täglich sein iPad2. Mit teurem Putzmittel und Tuch. Ich habe einmal ausgerechnet, dass der Nico, angenommen er hätte mit 20 sein iPad2 gekauft und würde es bis zum 70. Lebensjahr putzen, bei einer Annahme von einer Minute Reinigung pro Tag, fast zwei Wochen (!) seiner Lebenszeit nur mit Touchscreen putzen verbringen würde. Grund genug, mir mal Gedanken für eine zufriedenstellende Lösung zu machen. Oder eine Reinigungskraft zu finden, die sich damit auskennt.
Touchscreen-Reinigung IST ein Thema!
Sie glauben, Touchscreen-Reinigung sei kein Thema? Bei Helpster gibt es eine lange Anleitung, bei mobilfunk-talk.de diskutieren iPad-Besitzer über die optimale Reinigungsmethode, auch Teltarif hat sich dem Thema Pflege gewidmet, und ob Brillenputztücher oder Desinfektionsmittel der richtige Weg sind, besprechen Smartphone-Besitzer in diesem Forum– und was der Reiniger Pronto bewirkt, lesen Sie im Tablet-Blog.
Aber zurück zu Nico und seinem iPad2, das er inzwischen fast manisch zweimal stündlich putzt …
Angenommen, die heutigen Touchscreens seien nur eine Übergangstechnologie. Vielleicht existieren bald berührungsempfindsame Bildschirme mit Lotuseffekt. Staub und Fett perlt einfach ab. Oder der Nico bedient sein iPad5 mit Bewegungssensor wie im Film Minority Report mit Tom Cruise nur noch über Handgesten und gesprochene Worte. Wild in der Luft mit den Fingern gestikulierend blättert er sich durch Fotoalben, Finger runter löst ein Scrollen aus. Die Erfindung würde ihm zwei Wochen Lebenszeit schenken.
Touchscreen-Reinigung kostet Lebenszeit
Angenommen, die Technologie kommt nicht und Nico wäre nicht der kleine Freiberufler und er würde eine Firma mit 500 Mitarbeitern leiten, von denen 300 ein iPad2 benutzen. Er müsste eine Reinigungskraft auf 400 Euro-Basis einstellen. Und angenommen, die Firma würde 20 Jahre existieren – 96 000 Euro nur für Touchscreens putzen. Selbst die Deutsche Bahn würde das enorme Potenzial erkennen und künftig weibliche Servicekräfte in die 1. Klasse schicken: „Kaffee oder Tee? Darf ich auch Ihren Touchscreen reinigen?“
Ich frage mich gerade, wie das amerikanische Militär das Dreckproblem löst. Wir alle kennen aus Spielfilmen diese riesigen, zwei Meter großen, horizontalen Schreibtische mit Touchscreen-Oberfläche, auf denen Militärbürokraten digitale Akten mit den Fingern hin und her bewegen, um die Welt zu retten. Weiß die Reinigungskraft, wie sie abends nach Dienstschluss diese riesigen Touchscreens zu putzen hat, um die nationale Sicherheit zu gewährleisten?
Firma für die Deutsche Bahn im Einsatz
Gewiss, denken sich jetzt die Schlauen unter Ihnen. Es gibt doch Folien, die man auf die Smartphone- oder Tablet-PC-Bildschirme kleben kann. Dachte sich auch Nico. Verzweifelt versuchte er, sein iPad2 zu bekleben, aber immer schlich sich ein Staubkörnchen unter der Folie ein, das offenbar magisch andere nach sich zog. Sauber hätte er nur das nur in einem staubfreien Reinraum geschafft, in dem sonst nur Mikroprozessoren hergestellt werden. Aber dazu kam es nicht. Nico ließ sein iPad2 beim Touchscreen putzen fallen. Nun ist er glücklicher als vorher, hat er doch eine neue Firma mit Erfolg gegründet. Mit 50 hübschen Minijobberinnen, die Smartphone- und Tablet-PC-Touchsreens der 1.Klasse-Fahrgäste in den ICE-Wagen der Deutschen Bahn reinigen.