Profit, Profit, Profit. Irgendwann ist aber mal Ende mit dem reinen Profitdenken. Vielleicht ist man als Unternehmer oder Freiberufler irgendwann ausgebrannt, oder die Mitarbeiter bekommen Burnout (Interview mit der Burnout-Expertin Sabine Freutsmiedl). Ende mit Gewinnen ohne Ende, Schluss mit lustig und High Life auf Ibiza. Der Ruf der Firma leidet, die Produktivität schwindet – der Ruin droht.
Ich erinnere mich noch an die Zeit der New Economy. Nahezu alle jungen Internet-Firmen, die nach Business Angels und Venture Capital lechzten, hatten ein so genanntes „Mission Statement“ auf ihren Webseiten. Darin fanden sich tolle Worte, Formulierungen, leere Versprechen und Träume – nur eines fehlte: die Ethik der neu gegründeten Firma beziehungsweise der Existenzgründer.
Heute hat sich zum Glück vieles geändert, mehr und mehr Firmen, Selbstständige und Freiberufler, besinnen sich wieder mehr auf Ethik und Moral. Nein, damit möchte jetzt keinen Zeigefinger erheben oder gar zum Kirchgang aufrufen. Ich sehe es rein wirtschaftlich – und menschlich. Weil Wirtschaft und Unternehmen von Menschen gemacht werden, nicht umgekehrt.
Ich habe mal den Versuch gewagt, ein kleines Ethik-Statement zu formulieren, an das ich mich zu halten versuche, als kleiner Freiberufler, der Wert auf Berufsethik legt.
Darin garantiere ich meinen Kunden beispielsweise, dass ich sie nicht betrüge durch Korruption als Journalist. Wie viele meiner Kollegen, gerade hier im ärmeren Ostdeutschland, halten die Hand doppelt auf. Sie schreiben gut über Unternehmen – wenn diese Unternehmen dafür bezahlen. Für dieses Verhalten werde ich dann wieder bestraft, in dem mir manche Firmen keine Interviews geben, weil sie glauben, es koste Geld.
Ich garantiere meinen Kunden und Kollegen aber auch, dass ich meine geschäftlichen Verflechtungen offen lege und meine Arbeit transparent gestalte. Was mir besonders wichtig bei meiner unternehmerischen Ethik ist: ich arbeite nur für Kunden, die sich ebenso daran halten.
Ein weiterer Punkt ist für mich die Nachhaltigkeit: mein Firmenkonto ist bei einer „grünen Bank“, der GLS. Und mein persönliches E-Mail-Konto pflege ich bei posteo.de – grün und nachhaltig, ethisch – für mich – korrekt.
Ebenso liegt es mir am Herzen, dass sich die Besucher meiner Website keine Malware einfangen – auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, dass der Webserver gehackt wird :-). Ich lasse meine Website von Safersite und der unabhängigen Initiative-S prüfen, die von der Bundesregierung finanziert wird, habe zudem weitere Schutzinstrumente installiert.
Ein Datenschutz-Statement trifft eine Aussage, wie ich mit persönlichen Daten umgehe. Google Analytics ist bei mir tabu.
Und wer mir eine sichere, vertrauliche E-Mail senden möchte, findet auf meiner Website einen Public Key zum verschlüsseln seiner elektronischen Mitteilung.
Meine gesamten Daten werden auf verschiedenen Rechnern über die Cloud (Internet-Server) synchronisiert – aber alle vertraulichen Daten werden bei mir stark verschlüsselt, bevor sie in der Cloud landen.
Eine Business-Ethik geht für mich noch weiter, so zum Beispiel beim Umgang mit E-Mail. BCC, also Blindkopien sind für mich tabu. Viele Kopien (CC) und blinde Weiterleitungen im Alltag – nein, danke!
Eine gewisse Ethik und Moral – ohne Zeigefinger – ist mir wichtig, weil Wirtschaft eben nicht nur aus Profit besteht. Sie lebt von Menschen für Menschen. Die über 4 Millionen Selbstständigen sind das Skelett der deutschen Wirtschaft, schaffen Arbeitsplätze, Innovation und Wertschöpfung. Ohne sie gäbe es keinen Wohlstand.
Ich bin kein Moralapostel, aber mich ärgert es, wie manche Unternehmen im Markt agieren, ihre Kunden belügen, Fassaden aufbauen, Pannen vertuschen, sich leichtfertig ihnen gegenüber verhalten oder ihre Mitarbeiter regelrecht ausbeuten und verbrennen.
Wie denken Sie als Selbstständiger über Ethik und Moral im Unternehmen? Unsinn und wichtig?