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Manche Menschen, die eine gute Geschäftsidee haben und sich selbstständig machen möchten, tragen Scheuklappen, hinterfragen ihr unternehmerisches Konzept nicht. Gerade in Punkto Finanzierung machen viele Existenzgründer gravierende Fehler. Ich habe den „Company Builder“ Thomas Promny, Geschäftsführer von Velvet Ventures gefragt, welche fünf größten Fehler Startups bei der Finanzierung bzw. der Kapitalsuche machen können.

Tipps eines Risikokapitalgebers für Existenzgründer

 

1. Zu hoher Finanzbedarf ohne ‚Proof-of-Concept‘

Wer nichts in der Hand hat aber 3 Mio. Euro einsammeln will, um überhaupt den ersten Schritt zu machen, wird das Geld ziemlich sicher nicht bekommen. Statt dessen empfiehlt es sich, ein möglichst billiges und schnelles „Minimum Viable Product“ zu bauen, also eine funktionierende Minimalversion des Produkts, mit der man die ersten Erfahrungen sammeln kann um die entscheidende Frage zu beantworten für jedes Startup: Braucht die Welt überhaupt, was ich vorhabe zu bauen? Und weil das sicher nicht immer der Fall ist, heißt die Devise: Versuche nicht, nicht zu scheitern, sondern scheitere schnell und billig.

2. Businesspläne oder Geschäftsmodelle mit offensichtlichen Fehlern bauen

Häufig sieht man Anfänger-Businessplänen schnell an, dass sie in der Realität nicht stand halten würden. Wenn das Startup plant, seine Produkte oder Dienstleistungen deutlich günstiger anzubieten als die Konkurrenz und trotzdem auch ohne entsprechende Größe viel profitabler zu sein als die Wettbewerber liegt es meistens daran, dass irgendwelche Kosten einfach vergessen oder dramatisch unterschätzt wurden.

3. Unklare Marketing- und Vertriebspläne

Oft sind die Gründer so überzeugt von ihren Geschäften, dass die Marketingstrategie im Wesentlichen auf Aussagen wie „unser Produkt ist einfach so toll, dass die Nutzer es einfach massenhaft weiterempfehlen werden“ fußt.

Viral Marketing ist eine tolle Sache, aber funktioniert doch nur äußerst selten und nur für wirklich spektakuläre Produkte.

Ein guter Businessplan sollte plausible Annahmen enthalten, wie viel die Gewinnung eines Kunden kostet und wie viele Kunden über welche Marketingkanäle gewonnen werden können.

4. Sich selbst als einzige Zielgruppe sehen

Dass jeder die Welt aus seiner eigenen Perspektive sieht, ist natürlich menschlich. Aber als Unternehmer muss man immer versuchen, Märkte möglichst neutral zu betrachten.

Sonst denken Studenten immer nur, die Welt bestehe nur aus Studenten und Unternehmer denken nur an Unternehmer als Zielgruppe. Dabei gibt es abseits der eigenen Welt vielleicht sehr Interessante Kundengruppen zu bedienen.

5. Technologieentwicklung unterschätzen

Insbesondere Online-Startups sind meistens ziemlich techniklastig und ein großer Teil des Kapitalbedarfs entsteht durch Kosten für Technologieentwicklung. Deren Komplexität wird so gut wie immer unterschätzt, sie dauert immer länger und wird teurer als geplant. Zudem ist Technologie auch nie fertig und insbesondere im Fall einer positiven Geschäftsentwicklung werden dauerhaft Weiterentwicklungen der Technik benötigt. Zu oft liest man auch heute noch in Businessplänen „wir brauchen x Monate und x Euro, dann ist die benötigte Technik fertig“ – das stimmt nie.

 

 

Über unseren Gesprächspartner:

Im Alter von 18 Jahren, noch während seines Abiturs, erstellte Thomas Promny seine ersten Webseiten, aus denen dann sein erstes Internet-Unternehmen entstand. In den letzten Jahren hat er unter dem Dach seiner Beteiligungsgesellschaft Velvet Ventures eine Reihe von Internet-Unternehmen mit gegründet und mit aufgebaut. Promny sieht sich als selbst gern als “Parallel Entrepreneur”. Anders als ein Serial Entrepreneur, der regelmäßig aber nacheinander neue Unternehmen gründet und klassischerweise auch selbst führt, arbeitet er parallel an mehreren von ihm mit gegründeten Unternehmen, führt diese aber nicht selbst. Das nennt er Company Building. Sein Schwerpunkt: B2B-Online-Marketing. Er ist auch Autor mehrerer Bücher zu verschiedenen Online-Marketing-Themen und betreibt das Portal OnlineMarketing.de.

Websites/Blogs: Onlinemarketing.de Velvet Ventures Thomas Promny

PS: Den Unterschied zwischen einem Business Angel, Inkubator und einem Company Builder erklärt Thomas Promny in einem seiner Blogartikel.