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Seit 1894 backt Familie Clauß in ihrer Mühlenbäckerei nicht nur kleine Brötchen. Brot, Kuchen, Torten, alles in alter Familientradtion. Der Name Mühlenbäckerei stammt von einer historischen Mühle, die im 13. und 14. Jahrhundert erbaut wurde. 1894 übernahm Müller Ludwig Hermann Clauß die Mühle. Er versorgte die umliegenden Bäckereien im Erzgebirge mit Mehl und gründete aufgrund der enormen Nachfrage selbst eine Bäckerei.

Schlechte wirtschaftliche Verhältnisse

Vier Generationen später übernimmt Manfred Clauß 1985 den Bäckereibetrieb von seinem Vater. Bis 1989 wird die Sägemühle betrieben, die Schneidemühle wird unter Denkmalschutz gestellt. Am 1. August 1991 öffnet schließlich der neue Laden in der Mühle. Sein Sohn Roman Clauß ist nach erfolgreicher Bäckerausbildung, seinem Meistertitel und einem Betriebswirtschaftsstudium fürs Bäckereihandwerk seit 2002 als Juniorchef im Unternehmen und wird Ende 2010 Geschäftsführer. Eine nicht ganz unproblematische Unternehmensübergabe in der eigenen Familie. Denn sein Vater riet ihm zunächst davon ab. Die wirtschaftlichen Aussichten erschienen denkbar schlecht. 2005 beschäftigte die Mühlenbäckerei 20 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 700.000 Euro.

Langfristig und sorgsam geplante Unternehmensnachfolge

Nach vielen Gesprächen entschied sich Roman Clauß dennoch die Nachfolge zu wagen. Er wollte die alte Familientradition fortsetzen. „Wenn man sich vor der Übergabe auf ein gemeinsames Ziel verständigt hat, wachsen die vielen Herausforderungen nicht zu Problemen heran“, erzählen sie heute. Es wurde eine Strategie für eine kluge Arbeitsteilung und Übernahme entwickelt. Sohn und Vater arbeiteten Hand in Hand, Roman ab 2004 zunächst als Teigmacher. Später übernahm er dann gemeinsam mit seinem Vater die Leitung der Backstube. Wichtig für die Übernahme war ihnen Unterstützung eines Steuerberaters sowie eines Rechtsanwalts: „So hatten wir die Möglichkeit uns auf unsere Kernkompetenzen zu konzentrieren“, meint Roman Clauß. Das gute Verhältnis von Vater und Sohn sorgte für eine entspannte Zusammenarbeit: „Es gab bei uns keine zwischenmenschlichen Spannungen.“

Roman Clauss (rechts) überreicht Rotwein- und Rosinenstollen an den Privatsekretär des Papstes Georg Genswein

Roman Clauss (rechts) überreicht Rotwein- und Rosinenstollen an den Privatsekretär des Papstes Georg Genswein

Modernes Backmanagement und Familientradition sorgten für über 350 Prozent Umsatzplus

Bis 2011 wuchs die Zahl der Mitarbeiter auf 85 und der Umsatz klettere auf 3,2 Millionen Euro. Zahlreiche Filialen in der Region kamen hinzu, eine weitere Ausdehnung sei nicht geplant, aber ein bundesweiter Verkauf über den Online-Shop, vor allem von Weihnachtsbackwaren wie Stollen, schwebt Junior Roman schon vor. Selbst den Papst ließ er seinen traditionellen Christstollen bereits kosten. Roman Clauß denkt vor allem betriebswirtschaftlich. Für ihn verkaufen die Backfilialen nicht nur einfach Brot, er spricht von „Lösungen für die Kunden“. Er steht für modernes Management und Online-Marketing, sein Vater vor allem für die Tradition des Handwerkbetriebes. 2011 übergab Vater Manfred seinem Sohn das Familienunternehmen. Beide hatten bewiesen, wie ein Unternehmen erfolgreich an die nächste Generation übergeben wird. Für ihren Erfolg wurden sie erst vor wenigen Tagen geehrt: Sie erhielten die Auszeichnung „Sächsischer Meilenstein 2012“ für eine erfolgreiche, familieninterne Unternehmensübergabe, vergeben von der sächsischen Bürschaftsbank und dem Wirtschaftsministerium.