5:30 Uhr. Zeit zum Aufstehen für die 50-Jährige Birgit Lochthowe aus Pulheim bei Köln. Erst Gassi gehen mit der kleinen Jack-Russel-Hündin, danach duschen, schnell eine Tasse Kaffee – und ab geht`s in die Firma. Gemeinsam mit ihrem Vater, dem 74-Jährigen Rudolf Lochthowe, leitet sie einen mittelständischen Handwerksbetrieb für Gebäudetechnik. Elektro, Heizung, Sanitär – alles aus einer Hand. An diesem Morgen herrscht Hektik im Büro. Eisige Minusgrade führten dazu, dass in der Nacht viele Heizungen eingefroren sind. Vater Rudolf ist im Dauerstress. Doch es beruhigt ihn, dass er sich auf seine Tochter verlassen kann. Familie verpflichtet. Alles läuft reibungslos – ein eingespieltes Team eben.
Harte Jahre der Veränderungen
Dabei sollte vor 32 Jahren, kurz bevor Tochter Birgit ihre Ausbildung zur Bürokauffrau im väterlichen Betrieb begann, für sie einmal alles anders werden. Sie wollte das „Nest“ verlassen. „Aber Familie verändert vieles, ich konnte meinen Vater nicht so einfach im Stich lassen. Also habe ich mit angepackt“, erinnert sich die selbstbewusste Unternehmerin heute. Doch am Anfang herrschte nicht immer Harmonie, flogen eher mal die Fetzen. Und der 1969 gegründete Handwerksbetrieb lief nicht so wie gewünscht. Vater Rudolf, gelernter Elektromeister und Ideenmotor des Familienbetriebes, wollte vieles neu gestalten. „Ich habe ihn erst zuerst für verrückt erklärt. Aber er war schon immer innovativ, sorgte beispielsweise dafür, dass hier Computer ins Büro kamen “, erzählt Tochter Birgit. „Es gab harte Jahre, aber wir haben gemeinsam die Karre wieder flott gemacht. Gegen Widerstände meiner Tochter habe ich mich durchgesetzt“, erinnert sich Vater Rudolf. Er erkannte bereits frühzeitig, dass die Zukunft in den erneuerbaren Energien wie Solartechnik liegt. Mit seinen langen Erfahrungen zählt das Unternehmen heute im Raum Köln zu einem der führenden Spezialisten für Photovoltaik und Wärmepumpen. „Zu Beginn bin ich noch als Öko belächelt worden, so mit Birkenstocksandalen. Später, als die Öl- und Gaspreise immer weiter anstiegen, konnte man mit der regenerativen Energien, mit Sonne und Erdwärme wirklich Geld verdienen“, lächelt er zufrieden.
Erfolg durch Innovation, Ehrlichkeit und Fachpersonal
Ihre privaten und gewerblichen Auftraggeber schätzen neben der Abwicklung aus einer Hand, auch die persönliche, familiäre Atmosphäre bei Lochthowe. „Außerdem sind wir erfolgreich, weil wir innovativ sind, Ideen haben“, meint Rudolf Lochthowe. „Und man muss die entsprechenden Fachleute einstellen. Wir suchen beispielsweise seit einem Jahr einen Elektromeister und finden keinen. Daher bilden wir selber aus“, ergänzt seine Tochter. Insgesamt beschäftigt die Lochthowe GmbH heute 20 erfahrene Spezialisten. Und: „Kunden schätzen auch unsere Ehrlichkeit, wir lehnen auch mal Aufträge zum Einbau von Wärmepumpen ab, wenn die Effizienz der Anlage nicht gegeben ist. Im Vergleich zu manchen Konkurrenten, die für Geld alles machen“, so die 50-Jährige Unternehmensleiterin. „Aber es ist ein täglicher Kampf als Handwerksbetrieb.“
„Ein Betrieb ist fast wie ein Kind“
Ans aufhören denkt der 74-Jährige Rudolf Lochthowe noch lange nicht. „Einen geplanten Ruhestand gibt es nicht. Es ist Schluss, wenn es geistig und körperlich nicht mehr geht“, sagt der erfahrene Handwerker. Es ist aber auch der mit den Jahren erworbene Lebensstandard, der Vater und Tochter antreibt. „Ich zahle alleine über 1000 Euro an meine private Krankenversicherung“, berichtet er, „ein kleiner Luxus neben den regelmäßigen Spanienurlauben“. Das eingespielte Team wohnt sogar im selben Haus. „Auch nach Feierabend dreht sich vieles um die Arbeit und den Betrieb. Da bleibt privat leider viel auf der Strecke“, seufzt Birgit Lochthowe. „Der Betrieb ist fast wie ein Kind für mich“, ergänzt ihr Vater. Seine Tochter ist vor allem stolz auf ihre Unabhängigkeit: „Ich bin eben nicht der Typ Frau, die sich einen Mann sucht, der sie versorgt“, meint sie. Die unverheiratete und kinderlose Unternehmerin spricht – neben ihrer kölschen Mundart – auch fließend spanisch und möchte die Urlaube in Spanien, ihrer „zweiten Heimat“, nicht mehr missen. In ihrer Freizeit begeistert sie sich an den Wochenenden, die sie sich nach den anstrengenden 11- bis 12-Stunden-Tagen freihält, für den 1. FC Köln, den Fußballclub, den sie gern nochmal als deutschen Meister erleben möchte.