Die in Wiesbaden ansässige Schufa Holding AG – früher: SCHUFA e. V., Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung – macht so manchem Bürger und Selbständigen Angst, weil sie oft nicht wissen, welche Daten gespeichert sind. Die Schufa ist eine privatwirtschaftlich organisierte deutsche Wirtschaftsauskunftei, die von kreditgebenden Unternehmen wie Banken, Sparkassen und dem Handel getragen wird. Die Schufa speichert – mit Einwilligung der Verbraucher – neben Namen, Geburtsdatum, gegenwärtigen und früheren Anschriften auch Daten über den Beginn und den Verlauf einer vertragsgemäßen Abwicklung von Geschäftsbeziehungen, so genannte „Positivmerkmale“. In einer Information weist die Schufa darauf hin, dass 90 Prozent ausschließlich positiv sind. Ebenso werden Daten über nichtvertragsgemäßes Verhalten sowie gerichtliche Vollstreckungsmaßnahmen, Insolvenz („Negativmerkmale“) aus öffentlichen Verzeichnen erfasst. So ist es möglich, dass Autokauf, Handyvertrag und Online-Shopping schnell und sicher für Verbraucher, Händler und Unternehmen gelingen, und das laut Schufa rund 250.000 Mal am Tag.
Jede Person kann unter www.MeineSchufa.de eine einmalige Auskunft nach §34 Bundesdatenschutzgesetz kostenfrei per Post anfordern. Einen dauerhaften Online-Zugriff auf die Bestandsdaten und den sogenannten Basisscore sowie auf Zusatzprodukte kosten einmalig 18,50 € (aktuelle schriftliche Auskünfte per Post beispielsweise werden dann mit 7,80 € berechnet). Anmelden kann sich jeder online, mit neuem Personalausweis oder per Post-Ident-Verfahren – mit einem E-Postbrief-Account sogar direkt auf das System zugreifen. Ich schaue mir MeineSchufa nun seit mehr als einem Jahr an und suchte nach dem Nutzen für Selbständige.
Schufa online – Vorteile für Selbstständige
Scoring soll Kreditausfälle vermeiden
Ein erledigter Kredit wird bei der Schufa beispielsweise als positives Merkmal gedeutet und erhöht den Basiscore, dessen Ermittlung ansonsten geheim ist, was der Schufa immer wieder einiges an Kritik bescherte. Mir verschließt sich die Veränderung meines Scores, die ich innerhalb eines Jahres beobachtet habe. Es gab keine Kreditverträge oder Anfragen, oder sonstigen Veränderungen. Die Schufa selbst ist bemüht, zahlreiche Informationen zum Scoring-Verfahren bereit zu stellen, beispielsweise Scoring im Alltag. Ein Scoring sagt etwas über ein mögliches Kreditausfallrisiko aus.
Schludrige Schufa-Vertragspartner
In meinen Basisdaten fand sich eine Kreditkarte, die ich schon vor vielen Jahren gekündigt hatte. Mein Konto jedoch, dass ich bei derselben Bank führe, fehlt gänzlich. Ein Internet-Telefonieprovider hatte eine Schufa-Auskunft über mich eingeholt, eine neue Kreditkarte war eingetragen. Zwei Mobilfunkverträge fehlten ebenso. Das, was mir ebenso persönlich fehlt, ist die Möglichkeit meine Anschrift nach einem Umzug zu ändern. Hier greift die Schufa offenbar lieber auf die Einwohnermeldeämter zurück, obwohl das Sicherheitssystem fast perfekt aufgebaut ist: Verschlüsselte Internetverbindung, eID-Funktion des neuen Personalausweises oder XSCard beim Login. Bei der XS-Card werden beim Login Daten abgefragt, die in einer Tabelle auf einer Plastikkarte enthalten sind.
Schutz gegen Identitätsklau: Update-Service per SMS / E-Mail
Zum Schutz gegen Identitätsdiebstahl bietet die Schufa ihren registrierten Nutzern einen Update-Service für 10 € jährlich an. Bei Veränderung beziehungsweise Anfragen von Unternehmen oder Banken wird der Schufa-Kunde direkt per E-Mail oder SMS informiert. Nach meiner Ansicht eine nützliche Funktion. Bei der Befürchtung, dass ein Identitätsmissbrauch vorliegt, können Sie so sofort reagieren, eventuell Geschäfte noch stornieren und größeren Schaden verhindern – sowie im Betrugsfall einem weiteren Missbrauch entgegenwirken.
Unternehmensauskünfte
Alle registrierten Nutzer – ob privat oder selbständig – können zudem Unternehmensinformationen abfragen. Dazu zählen Stammdaten, Bonitätsinformationen (Zahlungserfahrungen, Insolvenz), Geschäftszahlen, Geschäftsführung und Gesellschafter sowie Ereignisse der letzten 12 Monate auf Basis des Handelsregisters (Musterbeispiel als PDF anschauen). Die Unternehmensauskunft schlägt mit 28,50 € zu Buche.
Persönliche Folge-Bonitätsauskünfte eher bescheiden
Die Schufa vermarktet ihre Dienste unter dem Motto „Wir schaffen Vertrauen“. Hiervon können Selbständige nach meiner Ansicht im Marketing profitieren, in dem sie für ihre Geschäftspartner eine (hoffentlich positive) Auskunft einholen, egal ob als Einzel-Bonitätsauskunft oder Unternehmensauskunft. Seien Sie bei der persönlichen Bonitätsauskunft für 7,80 € jedoch nicht enttäuscht. Ich erhielt einen netten Brief, mit wenig aussagekräftigen Informationen, außer dem Satz „Zu Herrn …., geboren am …., liegen uns am …. ausschließlich positive Vertragsinformationen vor“, zudem zwei Werbeflyer.
Webcodes für schnellen Zugriff
Wenn Sie einem Geschäftspartner schnell und unkompliziert einen Zugriff auf Ihr Schufa-Profil geben möchte, um ihre Zahlungsfähigkeit oder Identität abzurufen, gibt es die Möglichkeit, online so genannte Webcodes zu bestellen, die dann bequem per E-Mail versandt werden können. Fünf solcher Webcodes kosten einmalig 10 €. Sie sind also mit 2 € je Code preisgünstiger als die Variante per Post für 7,80 € und lohnen sich für mehrere, neue Geschäftsbeziehungen.
Mein Fazit
Zwar möchte die Schufa gerne Vertrauen schaffen, nur reichen die Auskünfte dafür kaum aus. Eine Insolvenz eines Geschäftspartners entwickelt sich schleichend, manchmal über Jahre und schlägt dann plötzlich zu. Wichtiger ist eine laufende Kommunikation und Beobachtung (beispielsweise durch Internet-Recherchen) – gerade bei längeren Geschäftsbeziehungen. Andererseits bietet MeineSchufa die einfache Möglichkeit bei einem neuen Vertragspartner ein Erstvertrauen aufzubauen, beispielsweise beim Vermieter eines neuen Büros. Für den persönlichen Datenschutz ist der Service geeignet, um veraltete oder falsche Daten zu löschen beziehungsweise verändern zu lassen. Ich persönlich nutze den Update-Service, um Identitätsdiebstahl bei Internet-Geschäften vorzubeugen.
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