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Online-Erlebniseinkauf ‚Made in Germany‘: mit einem Konzept für Erlebniseinkauf realisierten eine ostdeutsche Journalistin und ein westdeutscher Fotograf ein Shopping-Portal mit deutschen Produkten – von Spielzeug bis Honig. Vor rund einem Jahr kam ein kleines Ladenlokal in Berlin dazu. Es sind vor allem sehr kleine Selbständige, Ein-Mann- oder Ein-Frau-Betriebe, die bei Klick Germany zu finden sind. Ich habe mich mit der Mitgründerin Jana Schütze unterhalten.

Jana Schütze und Andreas Krone besuchen viele Hersteller persönlich. Foto: Stephanie Jammer

Jana Schütze und Andreas Krone besuchen viele Hersteller persönlich. Foto: Stephanie Jammer

Jeden Dienstag um 10.10 Uhr kommt ein neuer Hersteller hinzu, verspricht die Startseite des Einkaufsportals „Klick-Germany“. Doch bevor ein „Neuling“ ins Angebot aufgenommen wird, prüfen Jana Schütze und Andreas Krone das Unternehmen. Dazu stiegen sie lange Zeit in ihr rollendes Büro – das Wohnmobil „Old Bessi“ – und tourten durch Deutschland. Bessi gab seinen Geist auf, ein neues Wohnmobil wurde angeschafft.

„Wir besuchen die Werkstatt und sind neugierig auf die Geschichten hinter dem Produkt“, erklärt Jana Schütze, „Voraussetzung ist, dass der Unternehmer von seinen Ideen leben kann. Für Hobbyisten existieren andere Portale im Web.“ Und so findet der Käufer auf Klick-Germany nicht nur Produktbeschreibungen, sondern auch Fabrikantenporträts und Fotos. „Wir stellen die Menschen hinter den Waren vor.“

Journalistin Schütze und Fotograf Krone arbeiten seit mehreren Jahren zusammen, überwiegend für Frauenzeitschriften. „Wir haben viele Storys über Frauen produziert, die sich mit einer Idee selbständig gemacht haben.“ Frauen wie Kerstin Drechsel, die nach der Wende arbeitslos wurde. Also begann die Erzgebirglerin, in ihrem Wohnzimmer Engel, Nikoläuse und Weihnachtsmänner zu produzieren – winzig kleine Figuren. „Heute beschäftigt Kerstin Drechsel zwölf Mitarbeiter“, berichtet Jana Schütze. „Wir waren begeistert vom Mut solcher Frauen. Aber uns hat furchtbar genervt, dass deren Produkte nicht am Wert der Arbeit gemessen wurden, sondern ausschließlich am Preis“, so die 47-Jährige. Also starteten Schütze und Krone im Jahr 2007 ihr Internet-Portal mit 35 Herstellern und 300 Produkten. „Die Masse an Produkten in riesigen Warenhäusern hat uns vergessen lassen, dass hinter jedem Artikel, den wir in die Hand nehmen, Menschen stecken. Die Waren sind anonyme Sachen geworden“, erklärt Jana Schütze, „Es gibt aber Kunden, die wissen möchten, wo die Produkte hergestellt werden, welches Material verwendet wird – und wer sie produziert. Solches Wissen schafft Vertrauen.“

Heute stehen 353 Manufakturen in der Online-Datenbank. Bereiche wie „Baby und Kind“, „Essen und Trinken“ oder „Mode und Schmuck“ verzeichnen mehr als 3000 Produkte „Made in Germany“. Und „Made in Germany“ definiert die beiden Macher so: „Bezogen auf das jeweilige Produkt müssen mehr als 50 Prozent der Wertschöpfung durch Arbeitskräfte hier in Deutschland erfolgt sein. Dabei reicht es nicht aus, dem Produkt lediglich eine Etikettierung zu geben, sondern Fertigstellung, Montage oder Veredelung müssen hier stattfinden.“

"Bessi" - Mit dem alten Wohnmobil auf Reise zu kleinen Herstellern

„Bessi“ – Mit dem alten Wohnmobil auf Reise zu kleinen Herstellern

Aufgrund des enormen Ansturms finden die Online-Gründer inzwischen nur noch wenig Zeit, alle Hersteller persönlich zu besuchen. Dafür können die beiden Kommunikationsfachleute fast von den Einnahmen ihres Einkaufsportals leben. Und das Geschäftsmodell ist simpel: Die Datenbank von Klick-Germany speichert alle Produktinformationen in Sparten, angereichert mit spannenden Geschichten plus Bildern zu den Menschen, die dahinter stehen. Bestellungen landen direkt beim Hersteller, Klick-Germany erhält eine Provision. „Die Kunden können die Hersteller direkt kontaktieren, Produkte beeinflussen – zum Beispiel Farbe oder Muster“, so Schütze, „Auf unserem Marktplatz halten Kunde und Hersteller ein Schwätzchen.“