Noch sind sind sie in den Regalen von Saturn oder Conrad in der Unterzahl: Die Internet-Telefone, kurz IP-Telefone. Was in großen Unternehmen längst Standard geworden ist, hält nun allmählich in kleinen und mittelständischen – sowie in Privathaushalten – Einzug. In den kommenden Jahren werden IP-Telefone so selbstverständlich sein wie einst analoge Tisch- oder Schnurlostelefone (DECT-Telefone). Die modernen IP-Telefone bieten ähnliche Funktionen wie so genannte Smartphones oder Tablet-PCs, zum Beispiel einen berührungsempfindlichen Bildschirm, auf dem die Tastatur abgebildet wird.
Auf den folgenden Bildern finden Sie einige Beispiele zum Telefon 2.0, die ich mir angeschaut habe.
„Unified Communication“: Festnetz- und Mobiltelefone wachsen zusammen
Verbunden werden diese IP-Telefone über WLAN oder per Netzwerkkabel mit einer virtuellen Telefonanlage im Internet, mit einem Internet-Telefonie-Server im eigenen Unternehmen, beispielsweise mit der Lösung von 3CX. Kleine Betriebe oder Freiberufler werden eher einen WLAN-DSL-Router wie die Fritzbox von AVM einsetzen. Oder eben ein IP-Telefon per USB-Anschluss direkt mit dem PC verbinden. Sowohl 3CX als auch AVM bieten ihren Kunden eine kostenfreie App fürs Smartphone, mit der sich Android-Handies oder iPhones als Nebenstellentelefone integrieren lassen.
Anbieter von Internet-Telefoniediensten existieren zuhauf, beispielsweise das Düsseldorfer Unternehmen Sipgate, das mit dem offenen SIP-Standard arbeitet, während Unternehmen wie Skype (Microsoft) ein eigenes Protokoll verwenden. Sipgate bietet seinen Kunden ebenfalls eine kostenfreie App fürs Smartphone an. Vorteil dieser Lösung, beispielsweise für Handwerker: Man ist auf seinem Smartphone unter einer lokalen Festnetznummer erreichbar. Aber auch große DSL-Internet-Anbieter und Netzbetreiber wie 1 & 1 bieten inzwischen Internet-Telefonie, Kabel Deutschland wird bald nachziehen. Ein weiterer Vorteil: Mit einer einfachen App (Applikation), die in der Regel kostenlos erhältlich ist, können Smartphones und Tablet-PCs diese Technologie nutzen – und Gesprächspartner, die beim selben Dienstanbieter sind, von Handy zu Handy kostenlos telefonieren. Komplizierte Mobilfunktarife werden bald der Vergangenheit angehören, die Preise sich im freien Fall bewegen – und geschäftliche als auch private, mobile Kommunikation kann sich nur um Inhalte drehen, ohne dabei ständig auf die Uhr zu schauen.
Smartphones, Festnetztelefone, Messenger-Dienste vereinen sich
Ein weiterer Trend: Die Touchscreen-Technologie (= berührungsempfindlicher Bildschirm) der Smartphones und Tablet-PCs zieht in die Bürowelt ein. Zudem können mit neuen IP-Telefonen weitere Funktionen mittels Apps genutzt werden. Das Telefon wird zum Mini-PC mit eigenem Betriebssystem – auf dem Telefonieren nur eine Funktion von vielen ist. Der Gastartikel des IT-Leiters von snom in unserem Blog zeigt, was sich mit modernen IP-Telefonen alles bewerkstelligen lässt: Beleuchtung oder Jalousien steuern, MP3-Musik abspielen und vieles mehr. Das Telefon 2.0 verfügt noch über einen entscheidenden Vorteil: Die Anzeige von Status-, sogenannten Präsenzinformationen. Bekannt ist diese Anwendung von populären Messengerdiensten wie ICQ, Yahoo – oder auch bei Skype.

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Das Telefon 2.0 – Ein Sicherheitsrisiko im Büro?
Selbständige und Unternehmen schützen heute ihre PCs und Netzwerke mit Virenschutz und Firewall. Durch den Anschluss der IP-Telefone entsteht ein gänzlich neues Sicherheitsrisiko. Hacker können sich über das Telefon Zugriff auf das Firmennetzwerk verschaffen, wenn die entsprechenden Sicherheitseinrichtungen fehlen. „Das heutige Business-Telefon wird ein fester Bestandteil des IT-Netzwerkes im Unternehmen und bietet dabei mehr Funktionen als die früheren ISDN-Telefone, wie zum Beispiel eine 5-er Telefonkonferenz. Es wird nicht mehr an analoge oder ISDN-Telefonanlagen angeschlossen, sondern direkt an handelsübliche Router oder digitale IP-Telefonvermittlungsanlagen. Dies stellt hohe Sicherheitsanforderungen an die Technik, damit kein Hacker über das Einfallstor Telefonie in das lokale Netzwerk eindringen kann“, erklärt Heike Cantzler, Unternehmenssprecherin beim Berliner Unternehmen snom. Ein Darmstädter Unternehmen warnt sogar in einer öffentlichen Mitteilung vor dem Einsatz von Skype für Geschäftskunden. Skype, der beliebte Internet-Dienst, ein Sicherheitsrisiko?
Telefon 2.0: Angriffsszenario und Schutz vor Angriffen
Ein möglicher Angreifer könnte während der Signalisierung (= dem Anrufvorgang) der Anrufe diese Nachricht abfangen und mit Hilfe des aus Sicherheitsgründen („Röchelruf“/Notruf, aufgrund polizeilicher Maßnahmen) mitgeschickten Schlüssels, die verschlüsselten Pakete (Pakete = Datenpakete, die in dem Fall die Stimme transportieren), wieder entschlüsseln, das heißt: Das Gespräch könnte ganz einfach abgehört werden. Außerdem wäre aus den Nachrichten, die während der Signalisierung geschickt werden, ganz leicht abzulesen, welche Benutzer wann miteinander telefonieren.
Um SIP-Telefonate vor Angriffen von außen zu schützen, kann SIP auf das Protokoll TLS (Transport Layer Security) zugreifen. Mit Hilfe von TLS kann der Verbindungsaufbau verschlüsselt werden und in Folge dessen, nicht mehr von einem Angreifer abgehört beziehungsweise manipuliert werden. Dies wird dann als SIP over TLS bezeichnet.
Das Berliner Unternehmen snom technology AG verwendet für sein IP-Telefon snom870 TLS und weitere Sicherheitsprotokolle. Durch eine Kooperation mit der Firma GSMK wird es zum Cryptophone. Ein Telefon, das so sicher ist, dass es sogar militärischen Anforderungen entspricht. Es verschlüsselt Gespräche mit AES256 und Twofish.