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Das Internet ist aus dem unternehmerischen Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir setzen es für Werbung, Marketing, zur Schriftkommunikation oder für lokale Datennetze – Intranet – ein. Da bietet es sich natürlich an, auch das Telefon vollständig ins Internet zu integrieren – eben Telefon 2.0. Internet-Telefonie – so genanntes Voice-over-IP, kurz VoIP – ist den Kinderschuhen entwachsen und wird heute ganz selbstverständlich von mittelständischen Unternehmen und Konzernen eingesetzt, vor allem zur internen Kommunikation. Ebenso hat sich Cloud Computing als ein wesentlicher Bestandteil moderner IT-Infrastruktur entwickelt, also die Nutzung von Rechenleistung, die Speicherung von Daten und Anwendungen in externen Rechen- und Datenzentren. Warum also heute noch Telefonnebenstellenanlagen kaufen oder mehrjährige Mietverträge abschließen, wenn sie zu überschaubaren Kosten, skalierbar und mit externer Administration im Internet verfügbar sind?

In unser neuen kleinen Serie beschäftigen wir uns mit dem Thema „Telefon 2.0“, schauen uns virtuelle und hardwarebasierte Telefonnebenstellenanlagen für kleinere Unternehmen, sowie – durch die Smartphone-Technologie inspirierte – neue Desktop-Telefone und die Entwicklung der Büro- und Kundenkommunikation im allgemeinen an.

Im ersten Teil habe ich mit Sven Lippert gesprochen. Er ist Produktmanager bei Claranet, einem britischen Anbieter für virtuelle Telefonanlagen, der auch deutsche Unternehmen als Kunden anpeilt.


Sven Lippert

Sven Lippert

Für welche Unternehmen ist eher die virtuelle Telefonanlage, für welche eher eine klassische PBX-Hardware geeignet? Spart der Kunde Kosten mit der Cloud-Lösung, der virtuellen Vermittlungsanlage?

Sven Lippert: Virtuelle Telefonanlagen eignen sich für Unternehmen, die flexibel bei der Anzahl der Nebenstellen sein müssen, die mehrere Standorte besitzen und gegebenenfalls Außendienst und Homeoffices mit einbinden müssen. Die klassische Telefonanlage dagegen eignet sich eher für Unternehmen mit einem Standort, die keine großen Veränderungen bei der Mitarbeiterzahl haben.

Mit der virtuellen Telefonanlage spart der Kunde dahingehend, dass er keine eigene feste Anlage mit entsprechendem Wartungsvertrag benötigt. Außerdem kann er unter Umständen seine PMX-Anschlüsse kündigen. Sparpotenzial hat darüber hinaus die kostenlose Telefonie innerhalb der Unternehmensstandorte. Demgegenüber stehen gegebenenfalls Aufwendungen der Migration, zum Beispiel möglicher Austausch der Telefone, höhere Bandbreiten der Internetverbindung. Insofern ist es abhängig von der konkreten Kundensituation, wieviel der Kunde gegenüber einer herkömmlichen Lösung einspart.

Ist das das Ende der klassischen Telefonnebenstellenanlage?

Sven Lippert: Mittelfristig werden klassische Nebenstellenanlagen weiter bestehen, da viele Kunden aktuell noch in Vertragsverhältnissen bei ihren Anbietern stehen. Gegebenenfalls werden die Anlagen für den Einsatz von VoIP erweitert, was die Unternehmen in die Lage versetzt, die bestehende Anlage weiter zu betreiben, bis diese vollständig abgeschrieben ist.

Wie kann man sich den klassischen Sekretärinnen-Telefonvermittlungsplatz vorstellen? Per Webbrowser oder auch per Telefon möglich?

Sven Lippert: Beide Möglichkeiten sind gegeben. Hier kann man mit einem Softphone und entsprechenden Tools oder aber auch mit einem Hardware-Telefon arbeiten. Der Vermittlerarbeitsplatz bietet zahlreiche Features, wie zum Beispiel: Presence-Funktion, Besetztfeldlampen, für alle Telefone der Anlage, ist kompatibel mit allen USB-Headsets, CRM-Integration, Microsoft-Outlook-Integration, E-Mail-Integration und vieles mehr.

Welche weiteren Anwendungen sind der Basisvariante integriert, welche optional zubuchbar? Integration von Fax, E-Mail? SMS und IM-Anwendungen? Videotelefonie – auch in HD-Qualität, HD-Audio?

Sven Lippert: In der Basisversion sind die gängigen ISDN-Merkmale abgedeckt, wie CLIP, CLIR, Voice-Box, Rückfragen, Halten, Makeln, Anrufweiterleitungen, sowie eFax, Konferenzräume, Management über ein Webinterface, Integration von Smartphones mittels FMC (Anm: = Fixed Mobile Convergence). Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Warteschlangen und Sprachdialoge sowie eine Zeitsteuerung einzurichten. Eine Verschlüsselung des Sprachverkehrs ist ebenfalls optional möglich. Videotelefonie und HD-Audio werden aktuell nicht abgebildet.

Claranet-Preisbeispiel für 10 Anwender

Enthaltene Dienste (Mobilfunk nicht integriert):
– Lizenz zur Nutzung der Telefonanalage
– 1 x eFax
– 9 x Aastra 55i Telefon inkl. Nebenstellenlizenz zur Miete
– 1 x Aastra 57i Telefon inkl. Nebenstellenlizenz zur Miete
– Flatrate ins deutsche Festnetz für alle Nebenstellen
– 1 x Warteschlange
– 1 x Sprachdialog

Preise:

Setup: € 723,90
Monatlich: € 142,90

Alle Preise zuzüglich Mehrwertsteuer. Vertragslaufzeit: 36 Monate.

Wie rechtfertigen Sie Ihren Preis, wenn es beispielsweise für kleine Unternehmen Voip-Anlagen, zum Beispiel von 3CX, zu vergleichbaren Preisen gibt beziehungsweise die Fritzboxen von AVM?

Sven Lippert: Eine virtuelle Telefonanlage kann man nur bedingt mit einer Fritzbox vergleichen. Unsere virtuelle Telefonanlage ist eine vollwertige Telefonanlage mit den Leistungsmerkmalen einer Anlage für Großunternehmen, die hiermit kleineren Unternehmen zur Verfügung steht. Durch die Verteilung des Hostings in mehreren Rechenzentren ergibt sich für die Anlage das höchste Maß an Ausfallsicherheit. Die Anlage wird durch Softwareupdates immer auf dem neuesten Stand gehalten, es können nachträglich neue Funktionen hinzugefügt werden, die dann allen Nutzern zur Verfügung stehen. Die Anlage ist mit einer TÜV geprüften Sprachqualität ausgezeichnet; damit ist sie bestens für den Einsatz im Geschäftsumfeld geeignet und grenzt sich damit ebenfalls von den anderen genannten Lösungen ab.

Sind entsprechende Sicherheitseinrichtungen inbegriffen oder kosten die extra? Muss der Kunde überhaupt noch eigene Hardware anschaffen? Welche Endgeräte sind enthalten?

Sven Lippert: Durch die Verteilung des Hostings in mehreren Rechenzentren ergibt sich für die Anlage das höchste Maß an Ausfallsicherheit. Für die Sicherheit der Sprachübertragung ist optional eine Verschlüsselung zubuchbar. Telefon-Endgeräte sind von Snom, Aastra oder Polycom. Es gibt ein Kauf- oder Mietmodell, je nach Wunsch des Kunden. Die Geräte werden von Claranet geliefert, so dass sich der Kunde prinzipiell nicht um die Hardware kümmern muss.

Eignet sich die Claranet-Lösung nur für Unternehmen (von-bis Mitarbeiter?) mit verteilten Standorten oder auch für regionale Handwerksbetriebe? Welche Abstufungen beziehungsweise Module gibt es?

Sven Lippert: Die Claranet-Lösung ist auch für regionale Handwerksbetriebe geeignet, da sie sich beliebig skalieren lässt – auch die Einbindung von Mitarbeitern im Außendienst und im Homeoffice. Die Vorteile einer virtuellen Telefonanalage werden besonders bei Unternehmen mit mehreren Standorten ausgespielt, wie kostenlose Telefonie unter den Standorten, Konferenzräume, Sprachdialoge und vieles mehr.

Wo sehen Sie persönlich, als Experte, die Zukunft von Unified Communications? Wie könnte ein Szenario aussehen?

Sven Lippert: Die Bedeutung des Themas Unified Communications wird zukünftig weiter zunehmen. Gerade im Hinblick auf die Entwicklungen im Thema Cloud-Computing wird es neue Ansätze geben, die dazu führen, dass eine Konvergenz hin zu IP-basierten Diensten erfolgt. Die Migration klassischer Anwendungen in die Cloud, wie beispielsweise VoIP, Exchange, Software, Entwicklungsumgebungen, wird Unternehmen zukünftig in die Lage versetzen, alle benötigten Services über IP-basierte Anbindungen zu beziehen und auf unterschiedlichen Endgeräten zu nutzen. Gleichzeitig besteht die Herausforderung für Unternehmen des Mittelstandes, bei der steigenden Komplexität der Services und Angebote, die passende Lösung zu finden. Hier benötigt der Kunde entsprechende Partner, die seine genauen Anforderungen analysieren und die dafür passende Lösung bereitstellen.

Danke für das Gespräch!

Claranet ist ein inhabergeführtes Unternehmen. Der Unternehmensgründer Charles Nasser hat Claranet zu einem Managed Services Provider in sechs europäischen Ländern mit einem Umsatz von mehr als 90 Millionen Euro aufgebaut. Die unterschiedlichen europäischen Unternehmen der Gruppe sind rechtlich eigenständig.

» zur deutschen Website von Claranet

In der neuen Ausgabe 7-8/2011 von Profirma, der Zeitschrift für den innovativen Unternehmer, erscheint zum Thema „Unified Communications“ ein mehrseitiger Beitrag von mir.