Wann haben Sie zuletzt nach Ihrem Namen „gegoogelt“? Stellen Sie sich vor, es gäbe einen anderen Menschen mit Ihrem Namen. Vielleicht sogar aus derselben Branche, in der Sie tätig sind. Stellen Sie sich vor, dieser Mensch wohnt auch noch dort, wo Sie wohnen und hat einen ähnlichen Geschmack wie Sie. Wie wirkt sich das auf Ihr Selbstmarketing aus?
Im realen Leben bemerken Sie Ihre Namensvetter vielleicht nicht, im Internet schon. Die folgende Geschichte klingt unglaublich, ist aber wahr: Es ist die Geschichte von meinem Namensvetter und mir, aus der sich im Laufe der Jahre eine vertraute (Internet-)Beziehung entwickelt hat. Eine Geschichte mit Folgen sowie einigen Tipps zum Umgang mit Namensvettern im Internet …
Jürgen Christ trifft Jürgen Christ
Vor rund fünfzehn Jahren, ich schrieb seinerzeit noch regelmäßig für das Nachrichtenmagazin Focus, erhielt ich manchmal seltsame Honorare auf mein Bankkonto. Krumme Beträge, die nicht zu meinen Abrechnungen passten. Die Buchhaltung des Burda-Verlages erklärte mir, es handele sich dabei um Honorare für eine Zweitverwertung meiner Fotos. „Welche Fotos?“, fragte ich verdutzt. „Sie sind doch Jürgen Christ, der Journalist aus Köln“. Ich bin Jürgen Christ, ich bin Journalist und ich bin in Köln geboren – lebe aber in Leipzig. Mein Namensvetter zählt, wie sich später herausstellte, zu einem der bekanntesten Bildjournalisten in den Medien. Es gibt kaum ein gedrucktes Medium, das seine Fotos nicht veröffentlicht hat: Stern, Zeit, Bunte, Auto Zeitung, Bild am Sonntag, Welt am Sonntag oder Focus. Er arbeitete als Undercover-Bildjournalist für den Spiegel und vieles mehr, eben ein bewegtes Berufsleben.
Über viele Jahre erhielt ich noch seine Honorare, die ich immer wieder brav an den Verlag zurück überwies. Auch die Redakteurinnen diverser Boulevard-Medien, mit denen ich gerne am Telefon geflirtet habe, merkten erst nach mehreren Minuten, dass ich „der aus Leipzig“ und nicht „der aus Köln“ bin. Aber ich habe mich über jeden Anruf, über Belegexemplare von Publikationen gefreut, von denen ich nicht mal wusste, dass sie existieren.
Nach einigen Jahren nahm ich endlich Kontakt zu meinem Namensvetter auf. Seit diesem Zeitpunkt bekomme ich regelmäßig seinen Newsletter per E-Mail und amüsiere mich über seinen typisch kölschen Humor. Jürgen wirkte an einem Kochbuch über die moderne Landküche mit – und widmet sich heute hauptsächlich der Holzschnittkunst, verarbeitet unter anderem einige seiner Fotos, unter anderem von Helmut Kohl, oder auch berühmte Meister zu Holzschnittkunst. Dieser Blogbeitrag war für mich ein Grund, ihn mal wieder anzurufen. Jürgen arbeitete an einem Holzschnitt von Dürer, mit viel Liebe zum Detail, eine Entspannungsübung im hektischen Medienalltag. In den Google-Suchergebnissen pirscht er sich langsam an mich heran, noch stehe ich ganz oben in den Rankings, wer weiß, wie lange noch. Ein kindlicher Sport – und gnadenlose Selbstvermarktung. Die moderne Landküche verkauft sich offenbar gut – nicht nur bei Google.
Die Vernetzung der Namensvetter
Diese wahre Geschichte und die Tatsache, dass mein Name bei Google einfach zu häufig auftaucht (interessanterweise häufig im Medienbereich) brachte mich im Web 2.0 auf eine Idee: Warum nicht alle mal kontaktieren? Weiterer Vorteil: Ahnenforschung, quasi nebenbei. Und schauen, wer was mit meinem Namen treibt. Seit geraumer Zeit lerne ich nun immer wieder mal neue „Jürgen Christs“ kennen, ob bei Xing oder bei Facebook. Wie oft werde ich nun bei Facebook auf fremden Fotos als „Jürgen Christ“ markiert und finde mich dann in irgendwelchen fremden Alben wieder: stattlich gebaut, braun gebrannt, mit Blondinen im Arm auf Ibiza.
An den verschiedenen Gesichtern in den sozialen Medien entwickelte ich richtige Freude. Und mit meinem Google Ranking bin ich nach Jahren harter Optimierungsarbeit zufrieden. Mein Datenschutz hat sich auch verändert, vor allem im Kopf. Letzte Woche habe ich mich auch bei Schufa-Online angemeldet (kostet einmalig 18,50 Euro), um zusätzlich alle monetären Aktivitäten zu meinem Namen zu überwachen. Dank Smartphone kommen sämtliche News auch mobil an.
Tipps zum Umgang mit Namensvettern im Internet
Vernetzen und schauen …
Um mehr über die Aktivitäten Ihrer Namensvetter zu erfahren, vor allem in geschlossenen Communities wie Facebook, Linkedin, Xing oder Netlog, sollten Sie Kontakt aufnehmen, virtuell Freundschaft schließen.
Alleinstellungsmerkmale und Profilschärfung
Was unterscheidet Sie in den Stärken und beim Leistungsangebot vom Namensvetter? Vielleicht können Sie diese Punkte auf einer Website oder einem Online-Profil stärker in den Vordergrund stellen.
Kontinuierlich beobachten – und die Marke Ich pflegen
Abonnieren Sie Google Alerts (dt. Alarmierungen) per E-Mail. Hinterlassen Sie dazu Ihren Namen und erfahren beispielsweise einmal wöchentlich, was es an Neuigkeiten zu Ihrer Person gibt. Schauen Sie bei Personensuchmaschinen wie beispielsweise Yasni nach, welche Daten sich zu Ihrer Person angesammelt haben.
Die richtige Adresse
In den Suchergebnissen werden die Treffer besser bewertet, die den Namen in der Domainadresse haben. Reservieren Sie sich – neben normalen Websites – auch solche Adressen, die Ihren Namen beinhalten, beispielsweise karl-mustermann.de – gleiches gilt für Communities wie Facebook, Xing und Linkedin.
Wann haben Sie zuletzt nach Ihrem Namen gegoogelt? Überwachen Sie Ihren Namen im Netz (beispielsweise über Google Alert) und verfolgen Sie, wer sonst noch unter Ihrem Namen online aktiv ist? Haben Sie – zusätzlich zu Phantasie- und Markennamen – auch eine personenorientierte Vermarktungsstrategie?