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Web 2.0, das Mitmachnetz, lädt die Menschen ein, persönliche Informationen zu hinterlassen. Darunter auch welche, die man später vielleicht bereut. Personensuchmaschinen wie Yasni, 123people oder Webmii profitieren von der Entwicklung und boomen seit zwei bis drei Jahren. Sie liefern nach Angabe von Vor- und Nachname binnen weniger Sekunden umfangreiche Informationen zu Menschen, die ihre Datenspuren im Web hinterlassen. Ergebnis: detaillierte Suchprofile, inklusive E-Mailadresse, Telefonnummern, Websites, Blogs und Mikroblogs, Fotos, Videos und Social Media Profilangaben, die nicht immer auf Gegenliebe stoßen. Erste Gerichtsurteile gegen Betreiber von Personensuchmaschinen liegen vor. Dabei greifen die Suchmaschinen in der Regel nur auf die Informationen zurück, die Sie online hinterlassen.

Selbständige nutzen Personensuchmaschinen – wie 123people – oder „Reputationsdienste – wie myON-ID -, um Informationen über ihre Kunden, Mitarbeiter und Mitwerber zu recherchieren, aber auch zunehmend, um die „digitale Marke Ich“ zu zu managen – und sich beispielsweise von Namensvettern im Web abzugrenzen. myON-ID, spezialisiert auf Solo-Selbständige und Freiberufler, bietet eine eigene Visitenkarte kombiniert mit der Personensuche: in dem Fall tragen die Suchergebnisse, die im eigenen Profil angezeigt werden können, eher einen Referenzcharakter. Motto: „Erstelle in wenigen Schritten dein individuelles Profil und präsentiere dich professionell für Beruf und Karriere. Du bist die Marke! Dein Profil, dein Design, deine Inhalte!“ Ähnlich bei Yasni, nur heißt es dort: Exposé.

Das die Personalabteilungen von größeren Unternehmen bei der Auswahl von Bewerbern gerne auf Personensuchmaschinen zugreifen, ist bekannt. Wie sieht die Benutzerstruktur in Institutionen – wie Behörden und Konzernen – bei den großen Personensuchmaschinen aus? Ich habe einmal die beiden größten deutschsprachigen Anbieter 123people und Yasni verglichen.

Behörden: Spitzenreiter bei der Personensuche

Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit sind Deutschlands eifrigste institutionelle Nutzer der Personensuchmaschine 123people.de. Das geht aus einer internen Auswertung der behördlichen und unternehmerischen Benutzerstruktur von 123people hervor. Basis bilden die Zugriffe aus den IP-Netzwerken für den Messzeitraum August 2010. Aus dem Netzwerk der Bundesagentur für Arbeit kamen im August um 100 Prozent mehr Suchabfragen als vom Zweitplatzierten, dem Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung. An dritter Stelle folgt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). „Das hohe Volumen der Zugriffe aus von Unternehmen und Institutionen ist keine Überraschung. Dass Verwaltungen und Behörden die Spitzenpositionen des Rankings allerdings dominieren, ist für mich durchaus beachtenswert“, meint Russell E. Perry, Geschäftsführer der 123people Internetservices GmbH.

123people.de – Ranking der Zugriffe von Unternehmen und Institutionen
1. Bundesagentur für Arbeit (BA), Nürnberg
2. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung
3. Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
4. Information und Technik NRW
5. TSI für Sächsische Staatskanzlei
6. Network Volkswagen AG Wolfsburg
7. Public Administration of Berlin
8. Zentrum für Kommunikationstechnik und Datenverarbeitung, Stuttgart
9. Bayerische Motoren Werke AG, München
10. Allianz Versicherungs-AG
11. Landesbetrieb Daten und Information Rheinland-Pfalz
12. Deutsche Bahn AG, Berlin
13. Lufthansa Systems GmbH, Kelsterbach
14. Bundesamt für Finanzen, Bonn
15. Rechenzentrum der Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen
Erhebungszeitraum: August 2010

 

„Generell ist natürlich die Nutzung durch Behörden naturgemäß hoch – viele Institutionen bieten direkt in Ihren Räumlichkeiten einen Internetzugang für Kunden, wie zum Beispiel die Bundesagentur für Arbeit – und es gibt halt auch einfach viele Beamte und Sachbearbeiter“, meint Steffen Rühl, Geschäftsführer und Gründer der Frankfurter Yasni GmbH. „Zudem haben schon die Kripo und auch das Bundesfamilienministerium den Nutzen erkannt und uns empfohlen und Yasni bietet als einzige Suchmaschine auch die Suche nach Personen zu Stichworten wie Orte oder Ausbildung, was bereits jede vierte Suchanfrage ausmacht“, so Rühl weiter. Im Ranking von Yasni entsprechen die Positionen etwa 5.000 bis sogar 30.000 einzelnen Nutzern im Monat.

yasni.de – Ranking der Zugriffe von Unternehmen und Institutionen
1. Bundesagentur für Arbeit (BA), Nürnberg
2. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung
3. Siemens AG
4. Dataport – Anstalt des öffentlichen Rechts
5. Niedersächsische Landesregierung
6. Rechenzentrum Kiel
7. Datev eG
8. Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
9. Allianz Versicherungs AG
10. T-Systems International
11. Bundesamt für Finanzen
12. Finanz Informatik GmbH & Co. KG
13. Zentrum für Kommunikationstechnik
14. Rechen- und Kommunikationszentrum der RWTH Aachen
15. TSI für Sächsische Staatskanzle
Erhebungszeitraum: November 2010

 

Sowohl bei Yasni als auch bei 123people liegt also die BA auf Platz eins – und es sind nicht die Konzerne, sondern eher öffentliche Verwaltungen, die die Statistik dominieren. Unter den weiteren Platzierten (16. bis 30.) bei Yasni befindet sich auch der zentrale polizeipsychologische Dienst aus Nordrhein-Westfalen, die Deutsche Bank, BMW, interessanterweise Google Inc., VW, die Deutsche Bahn und das Rechenzentrum der Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen. „Der Anteil der großen Institutionen beträgt jedoch gerade mal ein Prozent der Suchanfragen und sollte daher nicht überbewertet werden“, kommentiert Rühl das Ergebnis.

Das Internet bietet keine ausreichende Anonymität –
erst recht nicht, schnelles Geld zu verdienen

Wer als Selbständiger glaubt, er könne im Internet anonym bleiben und Geschäfte ohne Kenntnis der Behörden abwickeln, zum Beispiel mit einer Limited in Großbritannien, irrt gewaltig. Seien es Finanzbehörden oder die Bundesagentur für Arbeit, die Selbständigen bei einer so genannten „Hartz-IV-Aufstockung“ genau auf die Finger schaut, beispielsweise was eBay-Verkäufe betrifft, nichts bleibt wirklich verborgen, selbst wenn die Firma auf den Namen der gleich lautenden Ehefrau läuft. Bei 123people und Yasni finden sich so genannte „Tag Clouds“, in denen Begriffe wie Orte oder Namen auftauchen, mit denen Sie in Verbindung stehen könnten.

 

Mein Tipp: Nutzen Sie die Personensuchmaschinen nicht nur passiv, werden Sie selber im Web aktiv und schauen erst dann bei Personensuchmaschinen und Online-Marketingdiensten für Solo-Selbständige nach, was sich wo verbreitet: Nehmen Sie die Kontrolle über Ihre „digitale Marke Ich“ selbst in die Hand! Achten Sie – gerade als kleinerer Selbständiger – auch auf Trittbrettfahrer, Mitbewerber und Namensvetter. Schließen Sie bei Xing und Facebook mit den Namensvettern „virtuelle Freundschaften“. Dies ist eine einfache Möglichkeit, andere Geschäftsleute dezent und diskret zu beobachten, sich besser abzugrenzen oder Verwechselungen zu verhindern.